Gartenreise nach Irland

Auf vielfachen Wunsch habe ich neben der Parisreise in diesem Jahr auch eine Gartenreise nach Irland und Nordengland angeboten.

Gestartet sind wir Anfang Juli nach Rotterdam, von wo aus wir die Nachtfähre nach England genommen haben. Auf dem Weg dorthin hatten wir die Gelegenheit, uns den Garten Erve Ordinc in der Provinz Twente in den Niederlanden anzuschauen . Hier empfingen uns Kees und Inge Stapel und erzählten uns etwas zur Geschichte der historischen Hofanlage, die heute in einen staudenreichen Garten eingebettet ist.

Den historischen Bauernhof von Erve Ordinc umgibt ein schöner Garten

Von Rotterdam aus brachte uns die Nachtfähre ganz bequem bis nach Hull, von wo aus wir England und Wales durchquerten. Unterwegs besuchten wir den Garten von Tatton Park mit seinem interessanten Baumbestand und dem weithin bekannten japanischen Garten.

Der japanische Garten von Tatton Park

Weiter ging es entlang der Nordküste von Wales bis nach Holyhead, von wo uns die Fähre nach Dublin brachte.

Ankunft in Dublin

In Irlands Hauptstadt waren wir ganz zentral untergebracht, so dass wir die Stadt vom Hotel aus bequem zu Fuß erkunden konnten. Zunächst ging es jedoch mit dem Reisebus in einen südlich gelegenen Vorort, wo wir eine Verabredung mit Alfred Cochrane in Corke Lodge hatten, der rund um eine Villa aus dem 19. Jahrhundert einen Garten im mediterranen Stil angelegt hatte.

Corke Lodge

Zweite Station an diesem Tag waren Airfield Estate Gardens, heute ein Bildungszentrum, welches das Ziel verfolgt, nachhaltige und regenerative Anbaumethoden auszuprobieren und bekannt zu machen, aber auch sehr schöne Staidenrabatten aufweist.

Airfield Estate Gardens

Im Zentrum des Garten konnten wir uns im alten Herrenhaus über die ehemaligen Besitzerinnen des Anwesens, Overend-Schwestern, informieren, die für ihre philantropische Arbeit, ihre Liebe zum Garten und zu klassischen Automobilen bekannt waren.

Letitia und Naomi Overend liebten Automobile

Der weitere Nachmittag stand in Dublin zur freien Verfügung und ließ genügend Zeit für Parkbesuche, Shopping-Aktivitäten oder einen Besuch im Trinity College – je nach persönlichen Vorlieben.

Dublin ist eine Stadt der Gegensätze

Am nächsten Morgen starteten wir von Dublin aus Richting Südwesten, wobei wir zunächst Hunting Brook Gardens, die Gärten von Jimi Blake, am Rande der Wicklow Mountains besuchten. Jimi Blake ist in der irischen und britischen Gartenszene weithin bekannt für seine frabenfrohen Pflanzenkombinationen und die vielen Raritäten, die er in seinem Garten kultiviert und teilweise selbst auf Pflanzenexkursionen gesammelt hat.

Jimi Blake inmitten seiner farbenfrohen Staudenpflanzungen

Zur Mittagszeit machten wir einen Stopp in Burtown House Gardens, wo wir zunchäst im Green Barn Restaurant aufs Köstlchste mit Gerichten bewirtet wurden, für die die Zutaten zum großen Teil aus dem Küchengarten des Anwesens oder von umliegenden Farmen stammten.

Die Zutaten für die Gerichte im Green Barn Restaurant stammen zum Groteil aus dem Garten

Danach blieb noch genügend Zeit, den Garten dieses ehemaligen Quaker-Hauses zu erkunden.

Im Garten von Burtown House

Weiter ging es dann nach Glengarriff, das in der malerischen bantry Bay an der Südwestküste Irlands im County Cork liegt.

Die malerische Bantry Bay

Hier, in der malerischen Bantry Bay, bezogen wir unser Quartier im historischen Eccles Hotel, das bereits seit 1745 Gäste beherbergt und den Charme eines typisch irischen Landhotels versprüht.

Im Foyer von Eccles Hotel empfing uns ein Kaminfeuer

Am nächsten Morgen ging es zu Fuß zum Fähranleger der Harbour Queen, die uns vorbei an einer Robbenkolonie zur Gartenisnel Garnish Island brachte.

Die Harbour Queen

Auf dieser einst unwirtlichen Insel, die auch unter dem Namen Ilanacullin, Stechpalmeninsel, bekannt ist, ließ Anfang des 20. Jahrhunderts der Schottische Parlamentsabgeordnete Annan Bryce durch den englischen Architekten Harold Peto einen Arts & Crafts-Garten im italienischen Stil anlegen, der Besucher noch heute mit seiner südländischen Atmosphäre verzaubert.

Ilnacullin vermittelt südländisches Flair

Zurück auf dem Festland brachte uns unser Reisebus über den landschaftlich spektakulären Ring of Kerry Zu Muckross House. Ein kurzer Zwischenstopp an der Ladies‘ View ließ uns auf den Spuren der Hofdamen von Königin Viktoria wandeln, die hier die grandiose Aussicht genossen, als diese zu Besuch in Muckross House weilte.

Der Blick von der Ladies‘ View

Muckross House selber beeindruckt durch seine Lage am Rande des Killarney National Park und durch seine viktorianischen Gärten, bei denen besonders das Arboretum hervorzuheben ist.

Von Muckross House hat man einen wunderbaren Blick auf den Killarney National Park

Am nächsten Morgen machten wir uns auf die Rückreise Richtung Dublin. Einen Zwischenstopp machten wir in der Ballymaloe Cookery School nicht weit von Cork, wo uns Gründerin Darina Allen empfing, etwas über die Philosopie der Cookery School erzählte und uns schließlich auf die Vorteile des Haltens von Hühnern hinwies (!). Auf einem Rundgang wurden uns die ausgedehnten Nutzgärten ebenso gezeigt wie die Gartenteile, die allein zum Vergnügen angelegt waren. Im Hofladen konnten wir einige der hervorragenden Produkte erwerben, die alle aus biologisch angebauten Zutaten hergestellt werden.

In den Gärten der Ballymaloe Cookery School

Ein weiterer Besuch an diesem Tag galt Tinode Garden, der Schöpfung von Jimi Blakes Schwester June. Genau wie ihr jüngerer Bruder verwendet sie Stauden in kräftigen Farben, doch bedient sie sich eines komplett anderen Gartenstils.

farbenfrohe Staudenkompositionen in Tinode Garden

Nach einer weiteren Übernachtung in Dublin ging es am nächsten Morgen in aller Frühe los zur Fähre nach Wales. Nach einer Fahrt entlang der zum Teil spektakulären Nordküste von Wales erreichten wir den Garten und die Gärtnerei von Stonyford Cottage. Letztere ist auf seltene, feuchtiogkeitsliebende Pflanzen spezialisiert, die auf dem wasserdurchzogenen Grundstück ideale Bedingungen finden.

in Stonyford Cottage Garden wächst alles üppig, da es nie an Wasser mangelt

Nach einer wiederum ausgesprochen entspannten nächtlichen Überfahrt von Hull zurück nach Rotterdam, galt unser letzter Gartenbesuch dem am Reiseweg liegenden Garten De Roos van Hijken von Luc und Petra ter Bek in der niederländischen Provinz Drenthe. Die beiden haben auf dem ehemals landwirtschaftlich genutzen Anwesen ihr kleines Paradies mit einer Fülle von Stauden geschaffen, aber auch einem Nutzgarten, der zur Selbstversorgung beiträgt.

De Roos van Hijken

Gärten, Kunst und (Ess)Kultur in Paris

Meine erste diesjährige Reise, die ich zusammen mit meiner Kollegin Nicola Hahn durchgeführt habe, war in mehrerlei Hinsicht eine Besonderheit. Zum einen standen Gärten bei dieser Fahrt nicht allein im Fokus, sondern auch die Architektur und Geschichte von Paris und – last but not least – die französische Küche, zum anderen hatten wir vor, uns in Paris mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortzubewegen, da ein Reisebus in der Stadt eher hinderlich gewesen wäre.

Blick auf die Île de la Cité

Hin ging es daher mit dem Zug, und wider Erwarten klappte alles ohne Probleme, so dass wir am Abend unser zwar zentral, aber dennoch ruhig gelegenes Hotel Rosalie in der Nähe der Place d’Italie beziehen konnten. Bei unserem ersten Abendessen im Restaurant l’Entracte konnten wir uns gleich von der hohen Qualität der typischen Pariser Bistrot-Küche überzeugen.

Hotel Rosalie

Am nächsten Morgen starteten wir zu unserer Stadterkundung. Als erstes stand der Besuch der zwischen 1922 und 1926 im maurischen Stil erbauten Großen Moschee mit ihren Gärten auf unserem Plan, ein Ziel, das sicherlich nur von wenigen Paris-Touristen aufgesucht wird.

Das Minarett der Großen Moschee

Von hier aus begaben wir uns zum Jardin des Plantes und machten dabei einen Abstecher in eines der ältesten Bauwerke von Paris, die Arena von Lutetia. Dieses ehemalige römische Amphitheater ist heute ein höchst lebendiger Ort, wird es von den Kindern und Jugendlichen der umliegenden Viertel doch für Ballspiele aller Art genutzt.

einer der Gärten der Großen Moschee

Im Jardin des Plantes beeindruckten neben den bis zu 400 Jahre alten Bäumen und den botanischen Sammlungen vor allem die großen Gewächshäuser.

im Jardin des Plantes

Nach einer Mittagspause auf dem Marché de la Bastille machten wir einen Abstecher zum Blumenmarkt auf der Île de la Cité, durchquerten das Quartier Latin, das Universitätsviertel, und gingen zum Jardin du Luxembourg, einem der beliebtesten Parks von Paris, dessen Ursprünge bis in den Anfang des 17. Jahrhunderts zurückreichen.

Medici-Brunnen im Jardin du Luxembourg

Am Abend dieses ausgefüllten ersten Tages hatten wir uns das Abendessen im traditionsreichen Restaurant le Marty mit klassischer Pariser Küche auf hohem Niveau mehr als verdient.

Im Viertel Mouzaïa

Am folgenden Vormittag stand eines der charmantesten und zugleich unbekanntesten Stadtviertel von Paris auf unserem Programm: La Mouzaïa. Hier, wo einst die Arbeiter der umliegenden Steinbrüche und Gipsminen wohnten, sind die kleinen Straßen heute mit zauberhaften Gärten gesäumt, aus denen die Kletterpflanzen schier über die Mauern und Zäune quellen.

der Park Buttes Chaumont

Ganz in der Nähe liegt der erste Landschaftspark von Paris, der Parc des Buttes Chaumont, der auf eben jenen Gipsminen angelegt worden ist und daher spektakuläre Höhenunterschiede aufweist.

Blick auf den Louvre von den Tuilerien aus

Am Nachmittag machten wir einen Spaziergang durch die Tuilerien, den Schlosspark des Louvre und einen der ältesten Parks von Paris, bis zum Musée de l’Orangerie, wo wir in den Genuss von Monets eindrucksvollen wandfüllenden Seerosenbildern kamen.

an der Seine

Von dort ging es über die Place de la Concorde zum Schiffsanleger an der Seine, von wo aus unsere Bootsrundfahrt mit Abendessen an Bord startete.

Street Art im Viertel Butte aux Cailles

Der nächste Vormittag stand zur freien Verfügung. Für alle, die Interesse daran hatten, bot Nicola daneben eine kleine Führung durch das in der Nähe unseres Hotels gelegene Viertel Buttes aux Cailles mit seiner bewegten Geschichte zur Zeit der Pariser Commune und vielen Streetart-Wandbildern.

im Garten des Musée Rodin

Das Programm unseres dritten Paristages sah einen Besuch des Musée Rodin vor mit seinem weitläufigen Garten, in dem viele Skulpturen Rodins platziert sind.

einer der vielen Gärten im Marais-Viertel

Danach durchstreiften wir das Marais-Viertel, eines der wenigen, das von der Hausmannschen Umgestaltung der Stadt weitgehend verschont geblieben ist. Hier waren die teils sehr versteckten Gärten der hôtel particuliers, der Adelsstadtpläste aus dem Mittelalter und der Renaissance, unser Ziel. Im Marais suchten wir dann auch unser Restaurant für diesen Abend auf.

Das Orangerieparterre in Versailles

Auf einer Gartenreise nach Paris darf Versailles nicht fehlen. Der ganze folgende Tag war den imposanten Gartenanlagen des Sonnenkönigs gewidmet. Die Gärten präsentierten sich in einem perfekten Pflegezustand, und auch das Wetter spielte mit. Unser Mittagessen nahmen wir im La Petite Venise, einem ausgezeichneten italienischen Restaurant, im ehemaligen Wohnbezirk der italienischen Gondoliere im Park ein, die zu Zeiten Ludwigs XIV. ihre Gondeln über den Grand Canal steuerten.

im Hameau de la Reine von Versailles

Nach dem großen Park von Versailles bekamen wir noch eine Führung durch den weit weniger bekannten Potager du Roi, den Küchengarten des Königs, der heute von einer Hochschule für Garten- und Landschaftsbau gepflegt wird und mit kunstvollen Obstspalieren beeindrucken kann, die z. T. bereits um 1800 gepflanzt worden sind.

der Potager du Roi

Am folgenden Tag machten wir, nun mit dem Reisebus, einen Ausflug in die nördliche Umgebung der Stadt. Hier stand zunächst der staudenreiche Garten von Madame Becq auf unserer Besuchsliste, der sich im Naturpark Vexin befindet.

im Jardin de Campagne von Madame Becq

Nach einem köstlichen Mittagessen im Chemin des Peintres in Auvers-sur-Oise, dem Ort wo van Gogh begraben liegt, galt unser zweiter Gartenbesuch an jenem Tag der ehemaligen Zisterzienserabtei Royaumont, deren friedvolle Atmosphäre alle Mitreisenden trotz des ausgesprochen warmen Wetters in ihren Bann schlug.

im Kloster Royaumont

Am nächsten Morgen hieß es dann schon wieder Abschied nehmen von Paris, das alle Mitreisenden, die länger nicht dort gewesen waren, durch die vielen neu geschaffenen Grünflächen ebenso beeindruckt hatte wie durch die zahlreichen Radfahrer. Unser erstes Ziel an diesem Tag war das zauberhafte Rosendorf Gerberoy in der Picardie. Hier gibt es gleich zwei besondere Gärten: den des Impressionisten Henri le Sidaner auf den Überresten einer ehemaligen Burg …

im Garten von Henri le Sidaner

… und den Jardin des Ifs, den Eibengarten, in dem sich ein vielfach ausgezeichnetes Restaurant befindet.

auf der Terrasse des Restaurants im Jardin des Ifs

Hier genossen wir bei schönstem Sommerwetter auf der Terrasse des Restaurants unser Abschiedsessen mit Köstlichkeiten, die mit Kräutern aus dem Garten aromatisiert waren.

die Speisen im Restaurant des Jardin des Ifs waren nicht nur schön anzusehen…

Nach einer Übernachtung in Valenciennes kurz vor der Grenze zu Belgien unterbrachen wir unsere Rückreise am folgenden Tag noch einmal für einen letzten Gartenbesuch im privaten Garten von Diana und Rob Kohlen in Limburg, den die bekannte Gartengestalterin Dina Deferme angelegt hat. Neben einem herzlichen Empfang erwarteten uns hier köstliche Sandwiches als Mittagsstärkung.

im Tuin in de Mehre

Gartenreise „Kunst und Gartenkultur in Gelderland“

Die Niederlande sind von Norddeutschland schnell erreichbar, und so lässt sich auch für eine nur viertägige Gartenreise ein volles und abwechslungsreiches Programm zusammenstellen. Ziel dieser Reise, die Anfang August stattfand, war die niederländische Provinz Gelderland, und hier die Stadt Zutphen mit ihren vielen historischen Häusern und verwinkelten Gassen.

in den Gassen von Zutphen

Da der Anfahrtsweg gar nicht lang war, konnten wir auch gleich am ersten Tag in aller Ruhe zwei Gärten besuchen. Als erstes hießen uns Ton und Ria Bruns in ihrem attraktiven Garten nicht weit von Nordhorn gleich hinter der deutsch-niederländischen Grenze willkommen. Dass Ria Bruns eine Ausbildung in Gartengestaltung absolviert hatte, zeigte sich deutlich, denn in ihrem Garten sind die einzelnen Gartenräume wohlproportioniert, Farben weden zurückhaltend und bewusst eingesetzt, es gibt eine schöne Spannung zwischen akkurat geschnittenen Hecken und der lockeren Bepflanzung der Rabatten, und immer wieder sind Ausblicke in die schöne Twente-Landschaft bewusst mit eingeplant.

Garten von Ton und Ria Bruns mit Blick in die Twente-Landschaft

Nach diesem gelungenen Auftakt bot unsere zweite Station einen deutlichen Kontrast. Der Garten des ehemaligen Jagdschlosses von Wilhelm von Oranien in der Nähe von Apeldoorn, Het Loo, ist sicherlich der bekannteste und, was seine Restaurierung betrifft, detailgenaueste Barockgarten der Niederlande.

Blick auf die Broderie-Parterres im Königinnengarten

Auch in den Niederlanden eiferte man in dieser Zeitepoche Versailles nach, wenn auch in kleinerem Maßstab, da es sich ja „nur“ um einen Sommersitz des niederländischen Statthalters und englischen Königs für gelegentliche Aufenthalte handelte. Besonders schön die kunstvollen Laubengänge im Garten der Königin, die der Monarchin ein Lustwandeln im Freien ermöglichten, ohne dass ihr geschätzter blasser Teint darunter litte.

Hainbuchen-Laubengang im Königinnengarten

Deutlich wurde in Het Loo außerdem, welche Rolle Obstbäume in barocken Gärten spielten: einerseits stellte eine große Obstsortenvielfalt ein wichtiges Statussymbol dar, andererseits leisteten die kunstvollen Spalierformen einen wichtigen dekorativen Beitrag in diesen Gärten.

Birnenspalier

Am Abend erreichten wir die alte Hanestadt Zutphen, und damit unseren Standort für die nächsten drei Nächte. Die zentrale Lage des historischen Hotels s’Gravenhof direkt neben der imposanten Walburgis-Kirche war ideal für einen kleinen Spaziergang durch die Gassen der historischen Altstadt.

Hotel s’Gravenhof in Zutphen

Am nächsten Tag besuchten wir zunächst das Kröller-Müller Museum im ausgedehnten Nationalpark Hoge Veluwe. Helene Kröller Müller hat zwischen 1908 und 1922 eine beeindruckende Sammlung von Gemälden zusammengetragen, deren Höhepunkt die Gemälde und Zeichnungen von Vincent van Gogh bilden.

Korb mit Äpfeln von Vincent van Gogh (möglicherweise die Sorte ‚Weißer Winterkalvill‘)

In den Sechziger Jahren wurde die Gemäldesammlung durch einen Skulpturenpark ergänzt, der inwischen eine Fläche von über 25 ha einnimmt. Wenngleich einige Regenschauer die Erkundung des Nationalparks einschränkten, so gab es doch genügend ausgedehnte Regenpausen, in denen sich die Skulpturensammlung, die sich aufgrund der feuchten Witterungs auf üppig grünem Gras besonders vorteilhaft präsentierte, erwandern ließ.

Skulpturenpark im Kröller-Müller Museum

Nach dem Museumsbesuch folgten an diesem Tag noch Gärtnerei und Garten De Boschhoeve von Dineke Logtenberg, der vor inzwischen fast vierzig Jahr angelegt wurde. Nach Kaffee/Tee und Kuchen in der großen Scheune konnte das Außenglände erkundet werden. Hier beeindruckte besonders der um diese Jahreszeit überbordende Gemüse- und Blumengarten, in dem neben zahlreichen Stauden und Sommerblumen auch die Nutzpflanzen eine dekorative Funktion haben.

Im Gemüsegarten von De Boschhoeve

Am Samstag ging es nach Winterswijk, wo wir zunächst zwei kleinere private Gärten besuchten. Im Liebhabergarten von Lidy und Tonie Bull beeinruckten vor allem die sich hoch auftürmenden Staudenrabatten vor exakt geschnittenen Buchenhecken, bei denen angesichts der perfekten Höhenstaffelung von vorne nach hinten kaum zu glauben war, dass sie auf komplett ebenen Gelände angelegt worden waren.

Staudenrabatten im Liebhabergarten

Janneke Hellmanss Garten De Morgenzunne bot dagegen eine lockere Vielfalt von Zier- und Nutzpflanzen auf einem geschickt gestalteten Gartengrundriss, der zum Erkunden der einzelnen Gartenbereiche einlud. Der Blick in ein ausliegendes Buch der Gärtnerin machte deutlich, mit wie viel Fantasie hier quasi aus dem Nichts ein wohlproportionierter und abwechslungsreicher Garten entstanden ist.

Blick in den Garten De Morgenzunne

Da die beiden Gärten hinsichtlich ihrer Größe überschaubar waren, konnten wir an diesem Tag mit Rosenhaege noch ein drittes Gartenziel ansteuern, wo im Garten zunächst ein kleines Picknick auf uns wartete. In Rosenhaege sind auf einer Fläche von über vier Hektar eine Reihe von Mustergärten angelegt worden, die Gartenbesuchern unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten aufzeigen sollen vom Cottagegarten über einen klassisch angelegten Gartenteil bis zu einem von der Land-Art inspirierten Designergarten. Ergänzt wird das Ganze durch einen British Shop mit einer Kollektion irischer und englischer Bekleidung.

im Cottage-Garten von Rosenhaege

Nach unserer Rückkehr nach Zutphen gab es dann noch die Möglichkeit für einen kurzen Stadtbummel oder den Besuch eines Konzertes auf der größten niederländischen Orgel der Spätrenaissance bzw. des Frühbarock in der Walburgiskirche.

Der mächtige Turm der Walburgiskirche

Am folgenden Tag ging es bereits wieder zurück Richtung Deutschland, doch auch an diesem Tag ließ uns der verhältnismäßg kurze Fahrtweg genügend Zeit für zwei Gartenbesuche. Am Morgen empfingen uns Tilly Vriend und ihr Partner Ab aufs Herzlichste in ihrem Garten Vriendenhof, dessen Name sich nicht nur auf den Nachnamen der Gärtnerin bezieht, sondern auch auf die Tatsache, dass hier Freunde jederzeit willkommen sind. Nach einer kurzen Stärkung mit Kaffee/Tee und Gebäck wurden wir in zwi Gruppen durch den Garten geführt, wobei beide Besitzer sich als kenntniseiche Gärtner erwiesen, die uns viel über die besonderen Stauden- und Gehölzsorten in ihrem Garten erzählen konnten.

der Präriegarten im Vriendenhof

Rechtzeitig zum Mittag erreichten wir danach, bereits kurz vor der deutschen Grenze gelegen, unseren letzten Garten, den Hoofdmeesterstuin, den Schulmeistergarten. Nach einem liebvoll vorbereiteten Mittagsimbiss ließ es sich Ronald Nijmijer-Koopman nicht nehmen, uns durch den mit viel Fingespitzengefühl angelegten, noch vergleichsweise jungen Garten zu führen. In einigen Gartenbereichen war es für uns Besucher kaum zu glauben, dass hier im vergangenen Jahr noch nichts von einem Garten zu sehen gesewen ist.

Blick auf den Teich im Hoofdmeesterstuin

Voll von Eindrücken erreichten wir bereits am frühen Abend wieder Bremen, und auch wenn die Sonne ruhig etwas häufiger hätte lachen dürfen, haben wir insgesamt doch Glück gehabt mit dem Wetter.

Gärten, Landschaft, Kunst und Kultur in der Picardie

Vom 8. bis zum 15. Juni 2023 fand die erste diesjährige Gartenreise statt, die eine wenig bekannte Region im Norden Frankreichs zum Ziel hatte: die Picardie. Selbst von vielen Franzosen wird die Region zwischen Paris und dem Ärmelkanal nur wenig beachtet und als langweilig und rückständig gering geschätzt (bekannt geworden ist die Gegend durch den Film „Willkommen bei den Schtis“), dabei hat sie in der Geschichte Frankreichs eine wichtige Rolle gespielt und kulturell sowie unter Gartenaspekten einiges zu bieten. So ist hier die Wiege der gotischen Kathedralen zu finden, deren Besuch auch auf unserem Reiseprogramm stand.

Zunächst einmal haben wir auf dem Reiseweg den Garten des Ehepaares Cluyssen-Pohlmans in Belgien besucht. Auf 2500 m2 haben die beiden viele unterschiedliche Gartenzimmer angelegt und diese mit etlichen besonderen Gehölzen und Stauden gefüllt. Dabei sind gekonnte und teils überraschende Kombinationen entstanden und insgesamt ein sehr individueller Garten, der die besonderen Vorlieben seiner Besitzer widerspiegelt.

Am Abend erreichten wir dann Amiens, die Hauptstadt der Picardie, deren Altstadt von ihrer beeindruckenden gotischen Kathedrale überragt wird. Hier trafen wir unsere Dolmetscherin Nicola, die aus Paris angereist war und mit der ich die Frankreichreisen immer gemeinsam organisiere. Unser Hotel war die alte Priorei der Kathedrale, so dass einige Mitreisende von ihren Hotelzimmern sogar einen Blick auf das imposante Bauwerk hatten.

Nach der langen Fahrt stärkten wir uns am Abend erst einmal im Restaurant Le Quai, wo uns – wie auch an den folgenden Abenden – typisch picardische Spezialitäten serviert wurden.

Am nächsten Morgen brachen wir dann auf, um die Region südlich von Amiens zu erkunden. Unser erster Garten war die Domaine de Verderonne. Hier gab es nicht nur einen charmanten Garten mit einem holländischen Gewächshaus aus dem 19. Jahrhundert zu entdecken, sondern auch ein barockes Theater, das noch original erhalten ist.

Ein fester Bestandteil unserer Frankreichreisen ist der Besuch von Produzenten landestypischer Spezialitäten wie Wein, Käse oder anderer regionaler Produkte. In der Picardie stand eine Brauerei auf unserem Programm, denn das Klima und die Nähe zu Belgien bringen es mit sich, dass Bier hier das typische Getränk ist. Pascal, der inzwischen stolz darauf sein kann, dass er das französische Parlament mit seinen handwerklich gebrauten Bio-Bieren beliefert, zeigte uns seine kleine Brauerei und ließ uns unterschiedliche Biere verkosten.

Entsprechend beschwingt ging es weiter zum Potager des Princes, einem Garten auf dem Gelände der historischen Fasanerie von Schloss Chantilly. Neben dem großen ornamentalen Gemüse- und Spalierobstgarten gab es hier eine Reihe von thematisch unterschiedlichen Gärten zu bestaunen und außerdem zahlreiche Tiere wie Geflügel, Kaninchen, Schafe und Ziegen.

Den folgenden Tag widmeten wir ganz der Stadt Amiens, die viel Interessantes zu bieten hat. Wir starteten mit einer Bootsfahrt durch die Hortillonages, die einzigartigen von Wasserläufen umgebenen Gärten am Rand der Stadt. Diese heute als Erholungsrort genutzten Kleingärten befinden sich auf einem Gelände, auf dem einst an die 1000 Gärtner Gemüse anbauten, das auf den Märkten der Stadt und bis nach Paris verkauft wurde. Heute gibt es nur noch eine Handvoll Hortllons, wie diese Gärtner heißen, und man muss auf dem Wochenmarkt in der Stadt gezielt nach vor Ort kultiviertem Gemüse Ausschau halten.

Der Nachmittag stand in Amiens zur freien Verfügung und wurde von den meisten Mitreisenden zunächst einmal für den Besuch der Kathedrale, der größten Frankreichs, genutzt.

Eine weitere Kathedrale stand am nächsten Morgen auf unserem Besuchsprogramm: die Kathedrale von Beauvais bzw. ihr Chor und das Querschiff. Die komplette Kirche wurde nie fertiggestellt, nachdem der offenbar zu hoch geplante Turm 1573 zusammengestürzt war.

Von hier aus suchten wir das zauberhafte Dorf Gerberoy auf, dessen Häuser über und über mit Rosen überwachsen sind, die gerade auf dem Höhepunkt ihrer Blüte waren.

Im Zentrum des Dorfes befindet sich der Jardin des Ifs, der Eibengarten, der so heißt, weil er von jahrhundertealten Formschnitteiben geprägt wird.

Unseren Mittagshalt machten wir bei der Bio-Käserei Beaudoin, die an diesem Tag ihr Hoffest feierte. Hier gab es köstliche, typisch picardische Käsesorten wie Bray Picard und Tomme au Cidre.

Zum Abschluss dieses Tages besuchten wir noch den Privatgarten Les Couleurs de l’Instant – die Farben des Augenblicks. Der Name des Gartens ist treffend gewählt, denn sowohl Farben als auch Stimmungen in diesem Garten wechseln stündlich mit dem sich ändernden Einfall des Lichtes.

Am folgenden Morgen nahmen wir dann Abschied von Amiens. Unser Weg führte uns an die Küste nach Le Tréport. Auf dem Weg dorthin schauten wir zunächst im Blumengarten von Digeon vorbei. Rund um einen Musterbauernhof aus der Zeit Napoleons III. und das kleine Schloss aus dem 19. Jahrhundert haben die heutigen Besitzer einen stimmungsvollen Garten angelegt. Insbesondere der Potager beeindruckte auf einer Fläche von 4000 m2 mit seiner alles andere als steif wirkenden Ordnung.

Le Jardin de LY, der Garten von Lisette und Yves (daher der Name), den wir danach aufsuchten, ist eine höchst individuelle Schöpfung mit häufig asiatischen Anklängen, und das nicht nur wegen der beeindruckenden Bonsai-Sammlung.

Le Tréport, der Badeort an der Küste, der für die nächsten Tage unser Standort sein sollte, ist bekannt für seine Kreidefelsen Europas, die die höchsten Europas sind. Als wir ankamen, war davon jedoch leider nichts zu sehen, denn die Felsen wurden von Seenebel verdeckt. Das änderte sich zum Glück in den nächsten Tagen, so dass wir nicht nur die weiße Kreideküste, sondern auch die bunten Häuser des benachbarten Mers-le-Bains bewundern konnten.

Beim Abendessen in der nahegelegenen Brasserie de la Côte wurden uns fangfrischen Meeresspezialitäten serviert, selbstverständlich auch hier typisch picardisch zubereitet.

Unter Gartenaspekten vielleicht der Höhepunkt unserer Reise war der Besuch der Gärten von Maizicourt am nächsten Tag, der durch seinen Ideenreichtum, die Harmonie der Pflanzenkombination und seine friedliche und entspannte Stimmung gleichermaßen beeindruckte.

Ganz anders dagegen die Gärten von Séricourt, mit ihren zahlreichen Formschnittgehölzen und bisweilen fantasievollen Kombinationen in den einzelnen Gartenteilen.

Am nächsten Tag erkundeten wir die Region nordöstlich von Le Tréport und besuchten die Gärten der Abtei von Valloires, die von dem international bekannten Gartendesigner Gilles Clémont gestaltet wurden. Im ausgedehnten Rosengarten konnten die unterschiedlichsten Sorten bestaunt werden. Auch hier hatten wir den richtigen Zeitpunkt perfekt abgepasst, blühten sie doch „aus allen Knopflöchern“.

Nach diesem Gartenbesuch machten wir einen Ausflug in das international bedeutende Vogelschutzgebiet Parc du Marquenterre. Hier, im Mündungsgebiet der Somme rasten und nisten viele bedrohte Vogelarten, und wir konnten aus nächster Nähe eine Lachmöwen- und eine Löfflerkolonie beobachten.

Auf der anderen Seite der Somme-Mündung befindet sich der pittoreske Küstenort Saint-Valéry-sur-Somme. Hier git es einen kleinen, von einem Verein betriebenen Kräutergarten an den Stadtmauern der historischen Stadt. Diese Mauern schaffen das perfekte Kleinklima für die wärmeliebenden Kräuter.

Nach dieser an Eindrücken reichen Woche hieß es am nächsten Morgen schon wieder Abschied zu nehmen. Als letzten Besuchspunkt hatten wir aber noch den niederländischen Garten De Goede Gard auf dem Reiseweg und unterbrachen unsere lange Fahrt auf das Angenehmste mit Käsebaguette und Törtchen aus einer Konditorei in Le Tréport. Unsere Gastgeber steuerten Tee und Kaffee sowie weiteren Kuchen dazu bei, und so bildete dieser letzte Besuch in dem noch jungen Garten mit herrlichem Blick über die Maas eine schönen Abschluss unserer Reise.

Gartenreise an den Bodensee und nach Freiburg

Der Bodenseeraum ist, genau wie die Umgebung Freiburgs, eine klimatisch begünstigte Region, und so gibt es hier nicht nur viel interessante Gärten zu entdecken, sondern auch eine Reihe alteingesessener Staudengärtnereien.

Los ging es am 24. Juli, und da es von Bremen in den Süden weit ist, machten wir den Weg zum Ziel, indem einige Gärten auf dem Reiseweg besucht wurden. Als erstes stand der Gaupeler Landgarten im Münsterland auf unserem Reiseprogramm. Christine Bendix und Matthias Wasserschaff empfingen uns in ihrem großen naturnahen Garten, den die beiden um einen alten westfälischen Hof angelegt haben. Dabei ist es ihnen wichtig, der Natur Raum zu lassen und ihr mit der Gartengestaltung sogar etwas zurückzugeben.

im Gaupeler Landgarten

Gegen Abend erreichten wir unser erstes Etappenziel, das hübsche kleine Fachwerkstädtchen Seligenstadt am Main, das um eine alte Benediktinerabtei entstanden ist. Der mit großer Akribie restaurierte barocke Klostergarten mit seinen Zwergobstbäumen und dem ausgedehnten Arzneipflanzengarten wirkte an diesem heißen Sommertag zwar etwas müde, aber die ganze Anlage verströmte eine einladende und friedvolle Atmosphäre.

Apothekergarten in der ABtei Seligenstadt
früh am Morgen wirkte der Apothekergarten wieder frisch

Wer am nächsten Morgen vor dem Frühstück zu einem Spaziergang aufbrach, hatte auch noch die Gelegenheit das wiederhergestellte Orangeriegebäude aus dem 18. Jahrhundert mit seiner prägnanten Schwanenhalsform zu bestaunen, lag unser Hotel doch visavis zum Klosterportal.

Unsere Fahrtstrecke am nächsten Tag führte uns über die Schwäbische Alb, wo wir in Trochtelfingen eine Pause beiim Nudelhersteller Alb-Gold machten. Der Grund hierfür war weniger, dass uns der Sinn nach Spätzle stand, sondern die Tatsache, dass Alb-Gold einen bemerkenswerten Kräutergarten engelegt hat, dessen Ernte im betriebseigenen Restaurant Verwendung findet.

Alb-Gold Naturgarten
der Kräutergarten der Firma Alb-Gold

Danach steuerten wir noch die Gärtnerei Gaißmayer an, die sich seit vielen Jahren unter Staudenliebhabern einen Namen gemacht hat. Besonders beeindruckend ist, dass alle Pflanzen nicht nur selbst gezogen werden, sondern dass dies nach Bioland-Richtlinien, also ohne den Einsatz von synthetischen Pestiziden und Kunstdünger erfolgt. Leider setzte uns die Hitze an diesem Tag besonders zu, so dass in den sehr interessanten Schaugärten die Schattenpartien eine besonders große Anziehungskraft auf die Mitreisenden ausübten.

Gaißmayer
Schaugarten bei der Staudengärtnerei Gaißmayer

Am Abend erreichten wir schließlich den Bodensee, wo wir in Überlingen unser Hotel mit wunderbarem, Seeblick bezogen.

Bodenseeblick
der Blick vom Hotelzimmer auf Überlingen und den Bodensee

Unser dritter Reisetag begann mit einer kleinen Seefahrt, stand doch die für ihr besonders mildes Klima bekannte Insel Mainau auf unserem Besuchsprogramm. Es war gut, dass wir bereits so früh auf der Insel ankamen, füllte sich diese doch schnell mit zahlreichen Besuchern. Beeindruckend waren die inzwischen über 150 Jahre alten Baumriesen im Arboretum, aber auch die Staudenpflanzungen fanden Anklang in der Reisegruppe.

Mainau
Staudenpflanzung auf der Insel Mainau

Von der Mainau aus ging es dann an den Untersee zum ehemaligen Wohnhaus von Hermann und Mia Hesse. Die heutige Besitzerin, Frau Eberwein, gab uns eine lebendige Einführung in die Geschichte des Hauses und des sehr einfühlsam restaurierten Gartens unter der Kastanie vor dem Haus. Und wenn es auch immer noch bezaubernde Blicke aus dem Garten auf den See gibt, so ist es heute doch schwer vorstellbar, dass das Haus einst in vollkommener Alleinlage vor dem Dorf Gaienhofen erbaut worden war, ist es inzwischen doch dicht von anderen Häusern umstellt.

Blick aus dem Hesse-Garten auf den Untersee

Am nächsten Tag hieß es schon wieder, Abschied nehmen vom See, führte unsere Reiseroute nun doch nach Freiburg. In Umkirch besuchten wir zunächst die Spezialitätengärtnerei Franks Salvias. Der Name ist hier Programm, bilden Salbeiarten und -sorten, sowohl die winterharten als auch die als Kübelpflanzen geeigneten frostempfindlichen, doch den Schwerpunkt des Sortiments von Frank Fischer. Dieser gab uns eine lebhafte Einführung in die Entstehungsgeschichte seiner Gärtnerei, die bis vor kurzem noch ein Ein-Mann-Betrieb war, und erläuterete uns, was ihn motiviert hat, sich auf diese Pflanzengattung zu konzentrieren. Dabei wurde allen Mitreisenden klar, dass er für sein Thema brennt, und seine Kenntnisse und Anregungen gern weitergibt. Angesichts immer trockener werdender Sommer und der auch an diesem Tag hohen Temeperaturen, wurde uns überdeutlich vor Augen geführt, wie wichtig es ist, bei der Gartengestaltung auf trockenheitsverträgliche Pflanzen zu setzen, die mit wenig oder sogar ohne Bewässerung überdauern. Hier konnte uns Frank Fischer wertvolle Hinweise geben, und allen wurde klar, wie wichtig es ist, dass es neben den heute üblichen Gartencentern mit ihren zugekauften und hochgetriebenen Pflanzen auch noch solche Enthusiasten gibt, die wichtige Impulse für zukünftige Grten geben.

Schaubeete bei Franks Salvias

Am Nachmittag waren wir zu Besuch in der Herrenmühle in Bleichheim, wo uns Hanjörg Haas durch seinen gekonnt gestalteten Garten mit Wasserbecken, Pergola und Senkgarten vor dem Haus führte, der das historische Gebäude, das ehemalige Jägerhaus, harmonisch ergänzt. Eine große Vielfalt an Gehölzen und Stauden trägt durch Blüten genauso wie durch ihr interessantes Laub zur Wirkung deses sehr persönlichen Gartens bei.

im Garten der Herrenmühle

Von unserem Hotelstandort Freiburg aus besuchten wir am Folgetag eine weitre Traditionsgärtnerei: die Staudengärtnerei Gräfing von Zeppelin in Laufen, die immer noch ein enorm großes Staudensortiment mit vielen Spezialitäten anbietet.

die malerisch gelegene Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin

Von hier aus ging es bis an die Grenze zur Schweiz nach Weil am Rhein. Dort besuchten wir das Gelände des Designmöbelherstellers Vitra, für den Piet Oudolf vor zwei Jahren einen Garten angelegt hat. Die ausgedehnten Stauden- und Gräserpartien fügten sich harmonisch zur modernen Architektur der Werksgebäude und wirkten besonders aus der oberen Etage des Vitra-Hauses wie ein farbenfroher Teppich.

der Oudolf-Garten vom Vitra Haus gesehen

Am Nachmittag steuerten wir dann das vor allem für seine Rosen weithin bekannte Landhaus Ettenbühl an, wo wir zunächst einen typisch englischen Cream Tea genossen. Das Gartengelände des Landhauses hatte jedoch nicht nur Rosen zu bieten, sondern einige ausgesprochen interessant gestaltete Gartenräume, und die Ausmaße der Mammutbaumalle ließen ob ihrer gerade einmal 50 Jahre einige Mitreisende staunend zurück.

Landhaus Ettenbühl
Staudenrabatte im Landhaus Ettenbühl

Auch unsere Rückweg nach Norden machten wir zu einem Teil der Reise, indem wir am nächsten Tag zunächst der hübschen Stadt Weinheim an der Bergstraße und dem dort befindlichen Schau- und Sichtuingsgarten Hermannshof einen besuch abstatteten. Eine Gärtnerin fürhte uns kundig durch die Anlagen und erläuterte uns die Gestaltungsprinzipien.

Führung durch den Hermannshof

Die zweite Station an diesem Tag war der pflanzereiche Garten des Ehepaares Völker in Bockenheim, wo wir aufs Freundlichste empfangen und mit Sekt, Weißwein und Knabbereien herzlich bewirtet wurden, so dass wir uns ganz wie zu Hause fühlen konnten.

im Garten Völker

Nach einer Übernachtung in Wiesbaden traten wir schließlich die letzte Etappe unserer Reise an. Unser letzter Garten auf dem Reiseweg war der mit vielen Raritäten bepflanzte Privatgarten von Frau Rave in der Nähe von Borken. Man merkte Frau Rave die Freude an, die sie erfüllte, wenn eine Gruppe Garteninteressierter bei ihr zu Besuch kommt. Auch wenn die Mitreisenden durch die vielen Garteneindrücke der vergangenen Woche vielleicht ein wenig erschöpft waren, so sorgte dieser mit viel Leidenschaft angelegte Garten mit seinen besonders interessanten Schattenpartien doch noch einmal für großes Interesse, und der liebevoll vorbereitete Mittagsimbiss tat das Seinige dazu, dass sich Alle hier mehr als willkommen fühlten.

ein schattiges Plätzchen im Garten Rave

Zurück in Bremen angekommen, hieß es nun, von den Mitreisenden Abschied zu nehmen und die auf der Reise erworbenen Pflanzenschätze sicher im eigen Garten unterzubringen.

Gartentagesfahrt ‚Landidyll und Blütenfülle‘

Am 14. Juli war es endlich einmal wieder so weit, und es ging unter dem obigen Motto zu einem Tagesausflug los Richtung Osnabrücker Land und Teutoburger Wald.

Unseren ersten Stop machten wir im naturnahen Garten von Birgit Kaufmann bei Bramsche, wo wir sehr herzlich empfangen wurden. Die Gartenanlage gruppiert sich um den großen Schwimmteich mit seinen natürlich wirkenden Uferzonen. Der Garten war voll von Leben, seien es nun die zahlreichen Frösche im Teich, Libellen oder Schmetterlinge, die auch die anderen Gartenteile bevölkerten wie den Nutzgarten, der den Vier-Generationen-Haushalt mit Gemüse und Salaten versorgt. Zahlreiche Sitzplätze luden zum Genießen des Gartens ein, und manch Mitreisender wünschte sich, noch einmal Kind zu sein und in solch einem Garten aufzuwachsen.

einer der vielen lauschigen Sitzplätze in Frau Kaufmanns Garten

Der Landhausgarten von Klaus Wagenhuber und Jan Leßmeier, der eine alte westfälische Hofanlage umgibt,  war schier überwältigend in seiner Fülle und seinem Ideenreichtum. Klaus Wagenhuber machte mit uns eine Führung, und man merkte ihm die Leidenschaft an, ohne die ein solcher Garten nicht existieren könnte. Neben viel Einfühlungsvermögen für die Historie des Ortes waren immer wieder auch Inspirationen aus englischen Gärten zu bemerken. So erinnerte das üppige Topf- und Kübelpflanzenarrangement um das Deelentor an die Eingangssituation in Christopher Lloyds Garten Great Dixter.

vor dem Deelentor geht es tropisch zu

Zum Abschluss des Besuches war für uns eine Kaffeetafel vorbereitet, die keine Wünsche offen ließ. Kein Wunder, dass es schwierig war, die Reisegruppe von diesem einladenden Ort wieder loszueisen.

Zum Abschluss und quasi als Kontrast besuchten wir als drittes den Garten des Ehepaares Faber. Auch wenn die vielen Historeichen Rosen um diese Jahreszeit natürlich verblüht waren, so zeigte der Garten dennoch eine überbordende Blütenfülle, insbesonder im neueren Garteteil auf der „Wunderwiese“. Hier verwoben Stauden und Sommerblumen sich zu einem zarten Blütengewebe und lockten Bienen, Hummeln und Schmetterlinge in Mengen an.

als Insektenmagnet erwies sich die „Wunderwiese“

Auch hier gab es eine herzliche Aufnahme und Bewirtung, so dass die Gruppe gut gestärkt und voller Eindrücke die Rückreise antreten konnte.

Gärten, Landschaft und Kultur in der Provence und an der Côte d’Azur

… lautete das Thema meiner ersten diesjährigen Gartenreise, die ich zusammen mit Nicola Hahn organisiert und durchgeführt habe.

der Papstpalast in Avignon

Vom 21. bis zum 28. Mai 2022 ging es also in den Süden Frankreichs. Startpunkt war die historische Papststadt Avignon, in deren Umgebung wir uns zunächst einmal mit den Besonderheiten des Bodens in der Haute Provence vertraut machten. Das bedeutete in diesem Falle einen Besuch der Ockerminen von Bruoux, wurde dieses Erdpigment dort doch seit dem 19. Jahrhundert für Anstriche, Malfarben und andere Verwendungszwecke abgebaut und prägte mit seinen Farbschattierungen den Anblick vieler provencalischer Dörfer. Auf der kurzweiligen Führung durch die Minen lernten wir vieles, so z. B. dass in den Minen Linkshänder besser bezahlt wurden als Rechtshänder, da sie in der Minderzahl waren, für das Vorantreiben der Stollen aber unabdingbar.

Eingang zu den Ockerminen

Der zweite Farbton neben dem Rotbraun des Ockers, der wohl jedem beim Gedanken an die Provence in den Sinn kommt, ist das Violett des Lavendels. Also durfte der Besuch einer Lavendeldestillerie nicht fehlen, auch wenn die Felder zum Zeitpunkt unserer Reise noch nicht blühten und uns die Technik des Destillierens daher nur theoretisch erklärt werden konnte. Auch hier gab es eine Menge zu lernen über unterschiedliche Lavendelarten und -sorten und ihre jeweilige Verwendung.

Hofeinfahrt in Lourmain

Zur Mittagspause bot sich an diesem Tag das pittoreske Dörfchen Lourmarin an.

Erläuterungen zum Lavendelanbau

Zum Abschluss des ersten Tages besuchten wir den Privatgarten Pavillon de Galon von Guy Hervais, der international als Gartendesigner tätig ist. Sein Garten überzeugte durch das vorherrschende Blau und die sanften Formen der Hecken und Formgehölze, die die Farben und Formen der umliegenden Hügel der Haute Provence aufnahmen. Über 300 Jahre alte Platanen am Haus sorgten zusammen mit dem gereichten Aperitif für eine unnachahmliche Atmosphäre dieses sehr individuellen Gartens.

Aperitif im Pavillon de Galon

Unser nächster Besuch am folgenden Tag galt dem Weingut Val Joanis, das neben ausgedehnten Rebflächen auch über einen typisch französischen Potager verfügt, der sich in perfektem Pflegezustand präsentierte. Neben Formschnittgehölzen, Spalierobst und Gemüse waren es hier auch die vielfältigen Beetbegrenzungen und Hecken, die Inspiration für den eigenen Garten zu Hause boten.

klare Formen im Garten Val Joanis

Nach einer Mittagspause im durch die vielen Studenten ausgesprochen lebendigen Aix-en-Provence empfing uns am Nachmittag Madame Darlington-Duval in der Domaine d’Orvés. Hier bekamen wir nicht nur die intimistischen Bilder ihres Vaters zu sehen, sondern auch eine Führung durch den ausgedehnten Garten, der eine Vielzahl seltener Gehölze aufweist. Auf der Terrasse beschlossen wir unseren Besuch mit einem Aperitif und genossen die entspannte Atmosphäre im Schatten der hochen Bäume.

Domaine d’Orvés

Der folgende Tag war (fast) ganz dem Thema ‚Düfte‘ gewidmet. Am Morgen besuchten wir den Garten des Parfümeriemuseums in der Nähe der Parfümstadt Grasse. Hier wurden uns auf einer Führung verschiedene Duftpflanzen präsentiert, deren ätherische Öle als Grundlage für die Parfümproduktion dienen.

im Garten des Parfümeriemuseums

Über Mittag statteten wir der Ölmühle von Opio einen Besuch ab und ließen uns in die Geheimnisse der Pressung von Olivenöl einweihen. Abgerundet wurde dieser Besuch mit der Verkostung verschiedener Öle, Oliven und Tapenaden.

in der Ölmühle von Opio

Am Nachmittag waren wir dann in der Bastide Isnard zu Gast. Die Familie Isnard ist bereits seit ca. 1000 Jahren in der Region Grasse ansässig und heute eine der letzten, die auf ganz traditionelle Weise Öle unterschiedlichster Duftpflanzen destilliert und daraus Parfüms herstellt. Nach einer Führung zu den Zentifolien, dem Jasmin, den Pomeranzen (Bigaradier) und anderen Duftpflanzen wurden uns die Parfümkreationen des Hauses Isnard vorgestellt.

M. Isnard neben dem Destillierapparat

Am Folgetag stand mit der Villa Fort France wieder ein privater Garten auf unserem Besuchsprogramm. Heute im Besitz der Malerin Valerie de Courcel, die uns kenntnisreich durch ihren Garten führte, wurde dieser ursprünglich von Lady Fortescue angelegt, die durch ihren Roman ‚Perfume of Provence‘ bekannt geworden ist. Im Garten von Fort France sind die Terrassen, die für die Olivenkultur in der Provence so charakteristisch sind, heute mit einer Vielzahl interessanter Pflanzen bestanden.

die Villa Fort France

Von hier aus ging es nach Cannes, wo wir die Fähre zur Île Saint-Honorat bestiegen. Die Insel befindet sich im Privatbesitz der Mönche einer Zisterzienserkongregation, die hier ausgedehnte Rebflächen kultivieren. Das bot uns die Gelegenheit zu einer Verkostung der Weine, die hier von den Mönchen nach Richtlinien des biologischen Landbaus hergestellt werden. Bevor uns das Schiff zurück nach Cannes brachte, hatten wir noch Gelegenheit, diese stille und dem Alltag entrückte Insel bei einem Spaziergang zu erkunden.

die Abtei Saint Honorat

An unserem fünften Tag in der Provence war die kurz vor der italienischen Grenze gelegene Stadt Menton unser Ziel. In der Citronneraie kultiviert François Mazet die echte Zitrone von Menton, eine Zitronensorte mit besonderen Geschmacks- und Geruchseigeneschaften, die von Sternenköchen nachgefragt wird.

in der Citronneraie wachsen nicht nur Zitronen

Menton selbst mit seiner Markthalle aus der Zeit der Wende zum 20. Jahrhundert präsentierte sich sehr gepflegt und mit seinen zahlreichen Lokalen ausgesprochen angenehm für eine Mittagspause.

Menton wirkt schon sehr italienisch

So nahe an der italienischen Grenze wäre es schade gewesen, nicht den Sprung nach Italien zu machen und im nahe gelegenen Ventimiglia die Botanischen Gärten Hanbury zu besuchen, wo Pflanzen aus tropischen und subtropischen Regionen der ganzen Welt kultiviert werden.

in den Botanischen Gärten Hanbury herrscht ein subtropisches Klima

An unserem letzten Reisetag an der Côte d’Azur ging es noch einmal nach Menton. Dort war der Garten La Serre de la Madone von Major Lawrence Johnston, dem Schöpfer von Hidcote Manor Gardens in den Cotswolds, unser Ziel. Auch in diesem Garten rund um ein provenzalisches Landhaus, eine Bastide, die Johnston zunächst im Winterhalbjahr nutzte, bis er in den er sich in den letzten Jahren seines Lebens sein ausschließlicher Wohnsitz wurde, sind, ebenso wie in Hidcote Manor, die charakteristischen Merkmale der Arts & Crafts-Bewegung zu erkennen.

die Bastide von Serre de la Madone

Bevor es dann zu unserem Hotel nach Aix-en-Provence ging, bildete der Besuch der Villa Ephrussi den krönenden Abschluss unseres Besuchsprogramms. Nach einem Mittagessen im Speisesaal konnte die Villa selbst und die von der Baronin Béatrice de Rothschild hier zusammengetragenen Kunstschätze bewundert werden, bevor es in den Garten ging, wo zahlreiche Themengärten auf uns warteten, welche die kunstsinnige Baronin hier auf einer schmalen Landzunge mit wunderbarem Blick auf das Meer anlegen ließ.

Rosa war die Lieblingsfarbe der Baronin Rothschild

In Aix-en-Provence konnten wir unser Abendessen bei angenehmen sommerlichen Temperaturen im Garten des Hotels genießen, bevor es am nächsten Tag mit dem Zug wieder gen Norden ging, wo uns dank der Schafskälte ganz andere Temperaturen erwarteten.

Venetien und Venedig

Reise zu Gärten Landschaft, historischen Städten und der Architektur von Andrea Palladio

Nach eineinhalb Jahren Corona bedingter Enthaltsamkeit freuten sich alle Mitreisenden sicherlich genauso wie ich, dass es Ende August endlich einmal wieder auf Gartenreise ging. Ziel der Reise war diesmal Venetien, die Region Norditaliens zwischen dem Gardasee und der Lagune von Venedig. Dabei ging es auf dieser Reise nicht ausschließlich um Gärten, sondern auch um die Landschaft, die historischen Städte und um die Architektur Andrea Palladios. Das Ganze konnte bei wunderschönem Wetter und angenehmen Temperaturen stattfinden.


Basilica Palladiana von Andrea Palladio in Vicenza

Am Anfahrtstag ging es mit dem Zug zunächst bis nach München und von dort mit dem Reisebus bis nach Salurn in Südtirol. Leider begann der erste Tag gleich mit einem kleinen Fehlstart: auf den Autobahnen zwischen München und Salurn herrschte so viel Verkehr, dass wir den geplanten Stopp beim Weingut Lageder leider ausfallen lassen mussten. Die geplante Weinprobe wurde dann abends im Hotel mit einigen typischen Weinen der Region nachgeholt.


Villa Barbaro von Andrea Palladio in Maser

Am nächsten Morgen ging es dann durch das Sugana-Tal zu unserer ersten Besichtigung: der Villa Barbaro in Maser. Diese von Andrea Palladio geplante Villa zeigt alle Merkmale, welche für die Villen Venetiens charakteristisch sind: als Zentrum eines Landgutes weist sie nicht nur ein repräsentatives Wohngebäude auf, sondern auch alle für die Bewirtschaftung des Landes notwendigen Nebengebäude. Das Besonderes an der Villa Barbaro: im Inneren ist sie mit Fresken des Palladio-Zeitgenossen Paolo Caliari, genannt Il Veronese; ausgeschmückt.


Les Paradis des Papillons

Nach einer Mittagspause in dem Städtchen Castelfranco Veneto besuchten wir am Nachmittag noch Michele Calore und seine Partnerin Anna in ihrem Garten in der Nähe von Padua. Beide sind als Gartengestalter tätig und haben sich bei der Anlage ihres stauden- und gräserreichen Gartens eher von Gärten nördlich der Alpen inspirieren lassen als von typisch Italienischen Gärten.


Rathaus in Padua

Am Abend bezogen wir dann für die nächsten drei Nächte unser Hotel in Padua. Seine Lage im Zentrum der Stadt ermöglichte es allen, die abends noch Lust auf einen Spaziergang hatten, sich das historische Zentrum dieser überaus angenehmen Studenten- und Pilgerstadt anzuschauen.


Eingangstor zum Garten Valsanzibio

Der nächste Tag war zwei historischen Gärten gewidmet: Valsanzibio und dem Garten der Villa da Schio. Der erste Garten ist eines der wenigen Beispiele eines barocken Gartens, der so vollständig erhalten ist, dass er sich noch komplett „lesen“ lässt. In diesem Falle war es nämlich das Anliegen des Besitzers, Kardinal Gregorio di Barbarigo, dass Besucher bei ihrem Gang durch den Garten durch das Betrachten der unterschiedlichen Statuen und Gartenelemente, wie dem Labyrinth, geläutert werden und eine höhere Stufe des Bewusstseins erlangen. Ob das bei den Mitreisenden erfolgreich war, wage ich nicht zu beurteilen. Doch folgten alle interessiert den Ausführungen unserer Führerin durch den Garten mit seinen fast 400 Jahre alten Buchshecken.


Garten der Villa da Schio

Im zweiten Garten führte uns der Conte da Schio selbst durch Garten und Villa und zeigte uns auch den bemerkenswerten Weinkeller. Den Abschluss dieser Besichtigung bildete eine Weinprobe mit den Weinen des Gutes.


Blick in einen venezianischen Garten

Der folgende Tag war ganz dem Besuch Venedigs gewidmet. Hier bekamen wir eine kenntnisreiche Führung in einige der verborgenen Gärten der Serenissima, von denen es erstaunlicherweise ca. 500 gibt. Unsere Führerin waren Mariagrazia Dammica und Claudia Bonifacio, die sich als Mitglieder des Wigwam-Clubs für historische Gärten um ebendiese in der Lagunenstadt bemühen. Der Nachmittag stand für eine Erkundung Venedigs auf eigene Faust zur Verfügung.


Canareggio in Venedig

Tag fünf unserer Reise stand ganz im Zeichen des Renaissance-Architekten Andrea Palladio, der wie kaum ein anderer die abendländische Architektur geprägt hat. Dazu fuhren wir zunächst in die Stadt Palladios, nach Vicenza, wo wir uns die Basilica Palladiana und das Teatro Olimpico anschauten, beides bemerkenswerte Bauwerke Palladios. In der Mittagszeit gab es die Gelegenheit, die überaus angenehme Stadt Vicenza zu erkunden und sich von den kulinarischen Fähigkeiten der Vicentiner Restaurants zu überzeugen.


Teatro Olimpico in Vicenza

Am Nachmittag statteten wir einer weiteren Palladio-Villa einen Besuch ab, der direkt vor den Toren der Stadt gelegenen Villa Almerico, bekannter unter dem Namen La Rotonda. Hier hatte ich für die Reisegruppe einen Exklusiv-Besuch arrangiert, so dass wir uns ganz allein auf dem Gelände und in der Villa umsehen konnten.


Blick in die Kuppel der Villa Almerico, genannt ‚La Rotonda‘

Ganz in der Nähe der Rotonda liegt die Villa Valmarana ai Nani, die über einen kleinen Garten verfügt, aber vor allem für ihre Fresken von Giambattista und Giandomenico Tiepolo berühmt ist. Von hier aus ging es dann weiter zu unserem Hotel am Gardasee.


Fresko von Giandomenico Tiepolo in der Foresteria der Villa Valmarana

Vom Gardasee ist es nicht weit nach Verona, wo der Garten Giusti auf dem Programm stand. Von diesem Garten, der bereits im 16. Jahrhundert angelegt wurde und an die Renaissancegärten der Toskana erinnert (die Giusti, Wollfärber, kamen tatsächlich aus Florenz) hat man einen wundervollen Blick auf die Silhouette der Stadt am Etsch.


Giardino Giusti in Verona

Auch in Verona war eine längere Mittagspause mit freier Zeit eingeplant, so dass alle Mitreisenden selbst entscheiden konnten, ob sie lieber dem Haus (und Balkon) der Julia einen Besuch abstatten oder lieber mit viel Muße eines der zahlreichen Restaurants der Stadt aufsuchen wollten.


Stadtsilhouette von Verona vom Garten Giusti aus gesehen

Am Nachmittag beschlossen wir unser Tagesprogramm mit einem Besuch des wunderbar gepflegten Gartens Pojega beim Weingut der Guerreri-Rizzardi, den wir mit einer Verkostung der dort und am Gardasee angebauten Weine der Besitzer beendeten.


Giardino di Pojega

Am folgenden Tag blieben wir am und ganz in der Nähe des Gardasees. Zunächst besuchten wir die Limonaia in Torri del Benaco, wo vom 18. bis ins 20. Jahrhundert Zitronen angebaut wurden, die bis nach Deutschland, Polen und Ungarn gehandelt wurden.


Die Limonaia am Scaligerkastell von Torri del Benaco

Als ein Höhepunkt der Reise ging es dann mit dem Boot auf die Isola del Garda mit ihrem Schloss und Garten, die beide aus einem Märchen aus den Tausendundein Nächten entsprungen zu sein scheinen. Mit einem Gläschen Roséwein, einigen Oliven und der Verkostung des direkt am See erzeugten Olivenöls klang der Besuch der Insel auf das Angenehmste aus.


Die Villa auf der Isola del Garda

Den Abschluss dieses Tages und auch des gesamten Besuchsprogramms dieser Reise machte ein weiterer privater Garten: der Garten des Ehepaares Biasi nicht weit von Garda. Frau Biasi führte uns begeistert durch den gut eineinhalb Hektar großen Garten mit vielen botanischen Raritäten und wurde nicht müde , uns die Namen ihrer Pflanzenschätze zu nennen. Wie hätte der Tag angenehmer enden können als mit einem Aperitivo, bestehend aus Prosecco, selbstgebackenen Pizza-Happen und regionaltypischen Gebäckspezialitäten aus einer kleinen Konditorei im Ort. Nach einem herzlichen Dankeschön der Reisegruppe an das Ehepaar Biasi machte sich die Gruppe schweren Herzens wieder auf den Weg.


Garten Biasi

Unsere Rückfahrt nach Bremen sorgte zumindest ab München wegen des Bahnstreiks zwar für einige Aufregung, verlief letztendlich jedoch unspektakulär und problemlos, so dass alle Mitreisenden am Abend wieder wohlbehalten und voller Eindrücke zu Hause ankamen. Ein kleiner Trost war es, dass wir etwas von dem guten Wetter offenbar mit im Gepäck hatten, so dass die Wiedereingewöhnung nicht zu schwer fiel.


Blick in den Garten der Villa Valmarana

 

19. Gartenlesung: Erlesene Blütensträucher

Der Sommer neigt sich dem Ende zu, und im Garten ist schon Vieles verblüht. Auch wenn wir uns in den nächsten Wochen noch an den Herbstblühern wie Astern erfreuen werden können, gibt es um diese Jahreszeit doch meist eine „Blühlücke“ in den Rabatten.


Bartblume – Caryopteris

Aus diesem Anlass hat Vita Sackville-West, Gärtnerin und Schriftstellerin, die in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zusammen mit ihrem Mann, Harold Nicolson, einen der berühmtesten Gärten Englands angelegt hat, sich in Ihrer Observer-Kolumne mit dem Thema spätsommerblühende Gehölze befasst und einige Anregungen zusammengetragen.

Die Passage, die ich vorlese, ist dem Buch „Aus meinem Garten“ entnommen, das als Ulstein-Taschenbuch erschienen ist.

Viel Freude beim Zuhören

 

16. Gartenlesung: Birnen

Es ist erstaunlich, aber diese Jahr ist schon wieder ein Birnenjahr, erstaunlich deshalb, weil es bei mir bereits das dritte gute Birnenjahr in Folge ist. Leider ist für manche Bäume des Guten zu viel: unter der Last der Früchte brechen ganze Äste ab.

 Calebasse a la Reine

Der Birnensegen ist für mich Anlass gewesen, für meine aktuelle Gartenlesung einen Text von Johannes Roth über Birnen aus seinem Buch ‚Die neue Gartenlust‘ auszuwählen. Und auch wenn ich einige der Aussagen des Textes nicht ganz unkorrigiert stehen lassen kann, so gibt er, wie ich meine, doch viele kulinarische Anregungen.

Viel Spaß beim Anhören wünscht

Michael Ruhnau