Gartenreise an den Bodensee und nach Freiburg

Der Bodenseeraum ist, genau wie die Umgebung Freiburgs, eine klimatisch begünstigte Region, und so gibt es hier nicht nur viel interessante Gärten zu entdecken, sondern auch eine Reihe alteingesessener Staudengärtnereien.

Los ging es am 24. Juli, und da es von Bremen in den Süden weit ist, machten wir den Weg zum Ziel, indem einige Gärten auf dem Reiseweg besucht wurden. Als erstes stand der Gaupeler Landgarten im Münsterland auf unserem Reiseprogramm. Christine Bendix und Matthias Wasserschaff empfingen uns in ihrem großen naturnahen Garten, den die beiden um einen alten westfälischen Hof angelegt haben. Dabei ist es ihnen wichtig, der Natur Raum zu lassen und ihr mit der Gartengestaltung sogar etwas zurückzugeben.

im Gaupeler Landgarten

Gegen Abend erreichten wir unser erstes Etappenziel, das hübsche kleine Fachwerkstädtchen Seligenstadt am Main, das um eine alte Benediktinerabtei entstanden ist. Der mit großer Akribie restaurierte barocke Klostergarten mit seinen Zwergobstbäumen und dem ausgedehnten Arzneipflanzengarten wirkte an diesem heißen Sommertag zwar etwas müde, aber die ganze Anlage verströmte eine einladende und friedvolle Atmosphäre.

Apothekergarten in der ABtei Seligenstadt
früh am Morgen wirkte der Apothekergarten wieder frisch

Wer am nächsten Morgen vor dem Frühstück zu einem Spaziergang aufbrach, hatte auch noch die Gelegenheit das wiederhergestellte Orangeriegebäude aus dem 18. Jahrhundert mit seiner prägnanten Schwanenhalsform zu bestaunen, lag unser Hotel doch visavis zum Klosterportal.

Unsere Fahrtstrecke am nächsten Tag führte uns über die Schwäbische Alb, wo wir in Trochtelfingen eine Pause beiim Nudelhersteller Alb-Gold machten. Der Grund hierfür war weniger, dass uns der Sinn nach Spätzle stand, sondern die Tatsache, dass Alb-Gold einen bemerkenswerten Kräutergarten engelegt hat, dessen Ernte im betriebseigenen Restaurant Verwendung findet.

Alb-Gold Naturgarten
der Kräutergarten der Firma Alb-Gold

Danach steuerten wir noch die Gärtnerei Gaißmayer an, die sich seit vielen Jahren unter Staudenliebhabern einen Namen gemacht hat. Besonders beeindruckend ist, dass alle Pflanzen nicht nur selbst gezogen werden, sondern dass dies nach Bioland-Richtlinien, also ohne den Einsatz von synthetischen Pestiziden und Kunstdünger erfolgt. Leider setzte uns die Hitze an diesem Tag besonders zu, so dass in den sehr interessanten Schaugärten die Schattenpartien eine besonders große Anziehungskraft auf die Mitreisenden ausübten.

Gaißmayer
Schaugarten bei der Staudengärtnerei Gaißmayer

Am Abend erreichten wir schließlich den Bodensee, wo wir in Überlingen unser Hotel mit wunderbarem, Seeblick bezogen.

Bodenseeblick
der Blick vom Hotelzimmer auf Überlingen und den Bodensee

Unser dritter Reisetag begann mit einer kleinen Seefahrt, stand doch die für ihr besonders mildes Klima bekannte Insel Mainau auf unserem Besuchsprogramm. Es war gut, dass wir bereits so früh auf der Insel ankamen, füllte sich diese doch schnell mit zahlreichen Besuchern. Beeindruckend waren die inzwischen über 150 Jahre alten Baumriesen im Arboretum, aber auch die Staudenpflanzungen fanden Anklang in der Reisegruppe.

Mainau
Staudenpflanzung auf der Insel Mainau

Von der Mainau aus ging es dann an den Untersee zum ehemaligen Wohnhaus von Hermann und Mia Hesse. Die heutige Besitzerin, Frau Eberwein, gab uns eine lebendige Einführung in die Geschichte des Hauses und des sehr einfühlsam restaurierten Gartens unter der Kastanie vor dem Haus. Und wenn es auch immer noch bezaubernde Blicke aus dem Garten auf den See gibt, so ist es heute doch schwer vorstellbar, dass das Haus einst in vollkommener Alleinlage vor dem Dorf Gaienhofen erbaut worden war, ist es inzwischen doch dicht von anderen Häusern umstellt.

Blick aus dem Hesse-Garten auf den Untersee

Am nächsten Tag hieß es schon wieder, Abschied nehmen vom See, führte unsere Reiseroute nun doch nach Freiburg. In Umkirch besuchten wir zunächst die Spezialitätengärtnerei Franks Salvias. Der Name ist hier Programm, bilden Salbeiarten und -sorten, sowohl die winterharten als auch die als Kübelpflanzen geeigneten frostempfindlichen, doch den Schwerpunkt des Sortiments von Frank Fischer. Dieser gab uns eine lebhafte Einführung in die Entstehungsgeschichte seiner Gärtnerei, die bis vor kurzem noch ein Ein-Mann-Betrieb war, und erläuterete uns, was ihn motiviert hat, sich auf diese Pflanzengattung zu konzentrieren. Dabei wurde allen Mitreisenden klar, dass er für sein Thema brennt, und seine Kenntnisse und Anregungen gern weitergibt. Angesichts immer trockener werdender Sommer und der auch an diesem Tag hohen Temeperaturen, wurde uns überdeutlich vor Augen geführt, wie wichtig es ist, bei der Gartengestaltung auf trockenheitsverträgliche Pflanzen zu setzen, die mit wenig oder sogar ohne Bewässerung überdauern. Hier konnte uns Frank Fischer wertvolle Hinweise geben, und allen wurde klar, wie wichtig es ist, dass es neben den heute üblichen Gartencentern mit ihren zugekauften und hochgetriebenen Pflanzen auch noch solche Enthusiasten gibt, die wichtige Impulse für zukünftige Grten geben.

Schaubeete bei Franks Salvias

Am Nachmittag waren wir zu Besuch in der Herrenmühle in Bleichheim, wo uns Hanjörg Haas durch seinen gekonnt gestalteten Garten mit Wasserbecken, Pergola und Senkgarten vor dem Haus führte, der das historische Gebäude, das ehemalige Jägerhaus, harmonisch ergänzt. Eine große Vielfalt an Gehölzen und Stauden trägt durch Blüten genauso wie durch ihr interessantes Laub zur Wirkung deses sehr persönlichen Gartens bei.

im Garten der Herrenmühle

Von unserem Hotelstandort Freiburg aus besuchten wir am Folgetag eine weitre Traditionsgärtnerei: die Staudengärtnerei Gräfing von Zeppelin in Laufen, die immer noch ein enorm großes Staudensortiment mit vielen Spezialitäten anbietet.

die malerisch gelegene Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin

Von hier aus ging es bis an die Grenze zur Schweiz nach Weil am Rhein. Dort besuchten wir das Gelände des Designmöbelherstellers Vitra, für den Piet Oudolf vor zwei Jahren einen Garten angelegt hat. Die ausgedehnten Stauden- und Gräserpartien fügten sich harmonisch zur modernen Architektur der Werksgebäude und wirkten besonders aus der oberen Etage des Vitra-Hauses wie ein farbenfroher Teppich.

der Oudolf-Garten vom Vitra Haus gesehen

Am Nachmittag steuerten wir dann das vor allem für seine Rosen weithin bekannte Landhaus Ettenbühl an, wo wir zunächst einen typisch englischen Cream Tea genossen. Das Gartengelände des Landhauses hatte jedoch nicht nur Rosen zu bieten, sondern einige ausgesprochen interessant gestaltete Gartenräume, und die Ausmaße der Mammutbaumalle ließen ob ihrer gerade einmal 50 Jahre einige Mitreisende staunend zurück.

Landhaus Ettenbühl
Staudenrabatte im Landhaus Ettenbühl

Auch unsere Rückweg nach Norden machten wir zu einem Teil der Reise, indem wir am nächsten Tag zunächst der hübschen Stadt Weinheim an der Bergstraße und dem dort befindlichen Schau- und Sichtuingsgarten Hermannshof einen besuch abstatteten. Eine Gärtnerin fürhte uns kundig durch die Anlagen und erläuterte uns die Gestaltungsprinzipien.

Führung durch den Hermannshof

Die zweite Station an diesem Tag war der pflanzereiche Garten des Ehepaares Völker in Bockenheim, wo wir aufs Freundlichste empfangen und mit Sekt, Weißwein und Knabbereien herzlich bewirtet wurden, so dass wir uns ganz wie zu Hause fühlen konnten.

im Garten Völker

Nach einer Übernachtung in Wiesbaden traten wir schließlich die letzte Etappe unserer Reise an. Unser letzter Garten auf dem Reiseweg war der mit vielen Raritäten bepflanzte Privatgarten von Frau Rave in der Nähe von Borken. Man merkte Frau Rave die Freude an, die sie erfüllte, wenn eine Gruppe Garteninteressierter bei ihr zu Besuch kommt. Auch wenn die Mitreisenden durch die vielen Garteneindrücke der vergangenen Woche vielleicht ein wenig erschöpft waren, so sorgte dieser mit viel Leidenschaft angelegte Garten mit seinen besonders interessanten Schattenpartien doch noch einmal für großes Interesse, und der liebevoll vorbereitete Mittagsimbiss tat das Seinige dazu, dass sich Alle hier mehr als willkommen fühlten.

ein schattiges Plätzchen im Garten Rave

Zurück in Bremen angekommen, hieß es nun, von den Mitreisenden Abschied zu nehmen und die auf der Reise erworbenen Pflanzenschätze sicher im eigen Garten unterzubringen.