Venetien und Venedig

Reise zu Gärten Landschaft, historischen Städten und der Architektur von Andrea Palladio

Nach eineinhalb Jahren Corona bedingter Enthaltsamkeit freuten sich alle Mitreisenden sicherlich genauso wie ich, dass es Ende August endlich einmal wieder auf Gartenreise ging. Ziel der Reise war diesmal Venetien, die Region Norditaliens zwischen dem Gardasee und der Lagune von Venedig. Dabei ging es auf dieser Reise nicht ausschließlich um Gärten, sondern auch um die Landschaft, die historischen Städte und um die Architektur Andrea Palladios. Das Ganze konnte bei wunderschönem Wetter und angenehmen Temperaturen stattfinden.


Basilica Palladiana von Andrea Palladio in Vicenza

Am Anfahrtstag ging es mit dem Zug zunächst bis nach München und von dort mit dem Reisebus bis nach Salurn in Südtirol. Leider begann der erste Tag gleich mit einem kleinen Fehlstart: auf den Autobahnen zwischen München und Salurn herrschte so viel Verkehr, dass wir den geplanten Stopp beim Weingut Lageder leider ausfallen lassen mussten. Die geplante Weinprobe wurde dann abends im Hotel mit einigen typischen Weinen der Region nachgeholt.


Villa Barbaro von Andrea Palladio in Maser

Am nächsten Morgen ging es dann durch das Sugana-Tal zu unserer ersten Besichtigung: der Villa Barbaro in Maser. Diese von Andrea Palladio geplante Villa zeigt alle Merkmale, welche für die Villen Venetiens charakteristisch sind: als Zentrum eines Landgutes weist sie nicht nur ein repräsentatives Wohngebäude auf, sondern auch alle für die Bewirtschaftung des Landes notwendigen Nebengebäude. Das Besonderes an der Villa Barbaro: im Inneren ist sie mit Fresken des Palladio-Zeitgenossen Paolo Caliari, genannt Il Veronese; ausgeschmückt.


Les Paradis des Papillons

Nach einer Mittagspause in dem Städtchen Castelfranco Veneto besuchten wir am Nachmittag noch Michele Calore und seine Partnerin Anna in ihrem Garten in der Nähe von Padua. Beide sind als Gartengestalter tätig und haben sich bei der Anlage ihres stauden- und gräserreichen Gartens eher von Gärten nördlich der Alpen inspirieren lassen als von typisch Italienischen Gärten.


Rathaus in Padua

Am Abend bezogen wir dann für die nächsten drei Nächte unser Hotel in Padua. Seine Lage im Zentrum der Stadt ermöglichte es allen, die abends noch Lust auf einen Spaziergang hatten, sich das historische Zentrum dieser überaus angenehmen Studenten- und Pilgerstadt anzuschauen.


Eingangstor zum Garten Valsanzibio

Der nächste Tag war zwei historischen Gärten gewidmet: Valsanzibio und dem Garten der Villa da Schio. Der erste Garten ist eines der wenigen Beispiele eines barocken Gartens, der so vollständig erhalten ist, dass er sich noch komplett „lesen“ lässt. In diesem Falle war es nämlich das Anliegen des Besitzers, Kardinal Gregorio di Barbarigo, dass Besucher bei ihrem Gang durch den Garten durch das Betrachten der unterschiedlichen Statuen und Gartenelemente, wie dem Labyrinth, geläutert werden und eine höhere Stufe des Bewusstseins erlangen. Ob das bei den Mitreisenden erfolgreich war, wage ich nicht zu beurteilen. Doch folgten alle interessiert den Ausführungen unserer Führerin durch den Garten mit seinen fast 400 Jahre alten Buchshecken.


Garten der Villa da Schio

Im zweiten Garten führte uns der Conte da Schio selbst durch Garten und Villa und zeigte uns auch den bemerkenswerten Weinkeller. Den Abschluss dieser Besichtigung bildete eine Weinprobe mit den Weinen des Gutes.


Blick in einen venezianischen Garten

Der folgende Tag war ganz dem Besuch Venedigs gewidmet. Hier bekamen wir eine kenntnisreiche Führung in einige der verborgenen Gärten der Serenissima, von denen es erstaunlicherweise ca. 500 gibt. Unsere Führerin waren Mariagrazia Dammica und Claudia Bonifacio, die sich als Mitglieder des Wigwam-Clubs für historische Gärten um ebendiese in der Lagunenstadt bemühen. Der Nachmittag stand für eine Erkundung Venedigs auf eigene Faust zur Verfügung.


Canareggio in Venedig

Tag fünf unserer Reise stand ganz im Zeichen des Renaissance-Architekten Andrea Palladio, der wie kaum ein anderer die abendländische Architektur geprägt hat. Dazu fuhren wir zunächst in die Stadt Palladios, nach Vicenza, wo wir uns die Basilica Palladiana und das Teatro Olimpico anschauten, beides bemerkenswerte Bauwerke Palladios. In der Mittagszeit gab es die Gelegenheit, die überaus angenehme Stadt Vicenza zu erkunden und sich von den kulinarischen Fähigkeiten der Vicentiner Restaurants zu überzeugen.


Teatro Olimpico in Vicenza

Am Nachmittag statteten wir einer weiteren Palladio-Villa einen Besuch ab, der direkt vor den Toren der Stadt gelegenen Villa Almerico, bekannter unter dem Namen La Rotonda. Hier hatte ich für die Reisegruppe einen Exklusiv-Besuch arrangiert, so dass wir uns ganz allein auf dem Gelände und in der Villa umsehen konnten.


Blick in die Kuppel der Villa Almerico, genannt ‚La Rotonda‘

Ganz in der Nähe der Rotonda liegt die Villa Valmarana ai Nani, die über einen kleinen Garten verfügt, aber vor allem für ihre Fresken von Giambattista und Giandomenico Tiepolo berühmt ist. Von hier aus ging es dann weiter zu unserem Hotel am Gardasee.


Fresko von Giandomenico Tiepolo in der Foresteria der Villa Valmarana

Vom Gardasee ist es nicht weit nach Verona, wo der Garten Giusti auf dem Programm stand. Von diesem Garten, der bereits im 16. Jahrhundert angelegt wurde und an die Renaissancegärten der Toskana erinnert (die Giusti, Wollfärber, kamen tatsächlich aus Florenz) hat man einen wundervollen Blick auf die Silhouette der Stadt am Etsch.


Giardino Giusti in Verona

Auch in Verona war eine längere Mittagspause mit freier Zeit eingeplant, so dass alle Mitreisenden selbst entscheiden konnten, ob sie lieber dem Haus (und Balkon) der Julia einen Besuch abstatten oder lieber mit viel Muße eines der zahlreichen Restaurants der Stadt aufsuchen wollten.


Stadtsilhouette von Verona vom Garten Giusti aus gesehen

Am Nachmittag beschlossen wir unser Tagesprogramm mit einem Besuch des wunderbar gepflegten Gartens Pojega beim Weingut der Guerreri-Rizzardi, den wir mit einer Verkostung der dort und am Gardasee angebauten Weine der Besitzer beendeten.


Giardino di Pojega

Am folgenden Tag blieben wir am und ganz in der Nähe des Gardasees. Zunächst besuchten wir die Limonaia in Torri del Benaco, wo vom 18. bis ins 20. Jahrhundert Zitronen angebaut wurden, die bis nach Deutschland, Polen und Ungarn gehandelt wurden.


Die Limonaia am Scaligerkastell von Torri del Benaco

Als ein Höhepunkt der Reise ging es dann mit dem Boot auf die Isola del Garda mit ihrem Schloss und Garten, die beide aus einem Märchen aus den Tausendundein Nächten entsprungen zu sein scheinen. Mit einem Gläschen Roséwein, einigen Oliven und der Verkostung des direkt am See erzeugten Olivenöls klang der Besuch der Insel auf das Angenehmste aus.


Die Villa auf der Isola del Garda

Den Abschluss dieses Tages und auch des gesamten Besuchsprogramms dieser Reise machte ein weiterer privater Garten: der Garten des Ehepaares Biasi nicht weit von Garda. Frau Biasi führte uns begeistert durch den gut eineinhalb Hektar großen Garten mit vielen botanischen Raritäten und wurde nicht müde , uns die Namen ihrer Pflanzenschätze zu nennen. Wie hätte der Tag angenehmer enden können als mit einem Aperitivo, bestehend aus Prosecco, selbstgebackenen Pizza-Happen und regionaltypischen Gebäckspezialitäten aus einer kleinen Konditorei im Ort. Nach einem herzlichen Dankeschön der Reisegruppe an das Ehepaar Biasi machte sich die Gruppe schweren Herzens wieder auf den Weg.


Garten Biasi

Unsere Rückfahrt nach Bremen sorgte zumindest ab München wegen des Bahnstreiks zwar für einige Aufregung, verlief letztendlich jedoch unspektakulär und problemlos, so dass alle Mitreisenden am Abend wieder wohlbehalten und voller Eindrücke zu Hause ankamen. Ein kleiner Trost war es, dass wir etwas von dem guten Wetter offenbar mit im Gepäck hatten, so dass die Wiedereingewöhnung nicht zu schwer fiel.


Blick in den Garten der Villa Valmarana