Gartenreise „Kunst und Gartenkultur in Gelderland“

Die Niederlande sind von Norddeutschland schnell erreichbar, und so lässt sich auch für eine nur viertägige Gartenreise ein volles und abwechslungsreiches Programm zusammenstellen. Ziel dieser Reise, die Anfang August stattfand, war die niederländische Provinz Gelderland, und hier die Stadt Zutphen mit ihren vielen historischen Häusern und verwinkelten Gassen.

in den Gassen von Zutphen

Da der Anfahrtsweg gar nicht lang war, konnten wir auch gleich am ersten Tag in aller Ruhe zwei Gärten besuchen. Als erstes hießen uns Ton und Ria Bruns in ihrem attraktiven Garten nicht weit von Nordhorn gleich hinter der deutsch-niederländischen Grenze willkommen. Dass Ria Bruns eine Ausbildung in Gartengestaltung absolviert hatte, zeigte sich deutlich, denn in ihrem Garten sind die einzelnen Gartenräume wohlproportioniert, Farben weden zurückhaltend und bewusst eingesetzt, es gibt eine schöne Spannung zwischen akkurat geschnittenen Hecken und der lockeren Bepflanzung der Rabatten, und immer wieder sind Ausblicke in die schöne Twente-Landschaft bewusst mit eingeplant.

Garten von Ton und Ria Bruns mit Blick in die Twente-Landschaft

Nach diesem gelungenen Auftakt bot unsere zweite Station einen deutlichen Kontrast. Der Garten des ehemaligen Jagdschlosses von Wilhelm von Oranien in der Nähe von Apeldoorn, Het Loo, ist sicherlich der bekannteste und, was seine Restaurierung betrifft, detailgenaueste Barockgarten der Niederlande.

Blick auf die Broderie-Parterres im Königinnengarten

Auch in den Niederlanden eiferte man in dieser Zeitepoche Versailles nach, wenn auch in kleinerem Maßstab, da es sich ja „nur“ um einen Sommersitz des niederländischen Statthalters und englischen Königs für gelegentliche Aufenthalte handelte. Besonders schön die kunstvollen Laubengänge im Garten der Königin, die der Monarchin ein Lustwandeln im Freien ermöglichten, ohne dass ihr geschätzter blasser Teint darunter litte.

Hainbuchen-Laubengang im Königinnengarten

Deutlich wurde in Het Loo außerdem, welche Rolle Obstbäume in barocken Gärten spielten: einerseits stellte eine große Obstsortenvielfalt ein wichtiges Statussymbol dar, andererseits leisteten die kunstvollen Spalierformen einen wichtigen dekorativen Beitrag in diesen Gärten.

Birnenspalier

Am Abend erreichten wir die alte Hanestadt Zutphen, und damit unseren Standort für die nächsten drei Nächte. Die zentrale Lage des historischen Hotels s’Gravenhof direkt neben der imposanten Walburgis-Kirche war ideal für einen kleinen Spaziergang durch die Gassen der historischen Altstadt.

Hotel s’Gravenhof in Zutphen

Am nächsten Tag besuchten wir zunächst das Kröller-Müller Museum im ausgedehnten Nationalpark Hoge Veluwe. Helene Kröller Müller hat zwischen 1908 und 1922 eine beeindruckende Sammlung von Gemälden zusammengetragen, deren Höhepunkt die Gemälde und Zeichnungen von Vincent van Gogh bilden.

Korb mit Äpfeln von Vincent van Gogh (möglicherweise die Sorte ‚Weißer Winterkalvill‘)

In den Sechziger Jahren wurde die Gemäldesammlung durch einen Skulpturenpark ergänzt, der inwischen eine Fläche von über 25 ha einnimmt. Wenngleich einige Regenschauer die Erkundung des Nationalparks einschränkten, so gab es doch genügend ausgedehnte Regenpausen, in denen sich die Skulpturensammlung, die sich aufgrund der feuchten Witterungs auf üppig grünem Gras besonders vorteilhaft präsentierte, erwandern ließ.

Skulpturenpark im Kröller-Müller Museum

Nach dem Museumsbesuch folgten an diesem Tag noch Gärtnerei und Garten De Boschhoeve von Dineke Logtenberg, der vor inzwischen fast vierzig Jahr angelegt wurde. Nach Kaffee/Tee und Kuchen in der großen Scheune konnte das Außenglände erkundet werden. Hier beeindruckte besonders der um diese Jahreszeit überbordende Gemüse- und Blumengarten, in dem neben zahlreichen Stauden und Sommerblumen auch die Nutzpflanzen eine dekorative Funktion haben.

Im Gemüsegarten von De Boschhoeve

Am Samstag ging es nach Winterswijk, wo wir zunächst zwei kleinere private Gärten besuchten. Im Liebhabergarten von Lidy und Tonie Bull beeinruckten vor allem die sich hoch auftürmenden Staudenrabatten vor exakt geschnittenen Buchenhecken, bei denen angesichts der perfekten Höhenstaffelung von vorne nach hinten kaum zu glauben war, dass sie auf komplett ebenen Gelände angelegt worden waren.

Staudenrabatten im Liebhabergarten

Janneke Hellmanss Garten De Morgenzunne bot dagegen eine lockere Vielfalt von Zier- und Nutzpflanzen auf einem geschickt gestalteten Gartengrundriss, der zum Erkunden der einzelnen Gartenbereiche einlud. Der Blick in ein ausliegendes Buch der Gärtnerin machte deutlich, mit wie viel Fantasie hier quasi aus dem Nichts ein wohlproportionierter und abwechslungsreicher Garten entstanden ist.

Blick in den Garten De Morgenzunne

Da die beiden Gärten hinsichtlich ihrer Größe überschaubar waren, konnten wir an diesem Tag mit Rosenhaege noch ein drittes Gartenziel ansteuern, wo im Garten zunächst ein kleines Picknick auf uns wartete. In Rosenhaege sind auf einer Fläche von über vier Hektar eine Reihe von Mustergärten angelegt worden, die Gartenbesuchern unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten aufzeigen sollen vom Cottagegarten über einen klassisch angelegten Gartenteil bis zu einem von der Land-Art inspirierten Designergarten. Ergänzt wird das Ganze durch einen British Shop mit einer Kollektion irischer und englischer Bekleidung.

im Cottage-Garten von Rosenhaege

Nach unserer Rückkehr nach Zutphen gab es dann noch die Möglichkeit für einen kurzen Stadtbummel oder den Besuch eines Konzertes auf der größten niederländischen Orgel der Spätrenaissance bzw. des Frühbarock in der Walburgiskirche.

Der mächtige Turm der Walburgiskirche

Am folgenden Tag ging es bereits wieder zurück Richtung Deutschland, doch auch an diesem Tag ließ uns der verhältnismäßg kurze Fahrtweg genügend Zeit für zwei Gartenbesuche. Am Morgen empfingen uns Tilly Vriend und ihr Partner Ab aufs Herzlichste in ihrem Garten Vriendenhof, dessen Name sich nicht nur auf den Nachnamen der Gärtnerin bezieht, sondern auch auf die Tatsache, dass hier Freunde jederzeit willkommen sind. Nach einer kurzen Stärkung mit Kaffee/Tee und Gebäck wurden wir in zwi Gruppen durch den Garten geführt, wobei beide Besitzer sich als kenntniseiche Gärtner erwiesen, die uns viel über die besonderen Stauden- und Gehölzsorten in ihrem Garten erzählen konnten.

der Präriegarten im Vriendenhof

Rechtzeitig zum Mittag erreichten wir danach, bereits kurz vor der deutschen Grenze gelegen, unseren letzten Garten, den Hoofdmeesterstuin, den Schulmeistergarten. Nach einem liebvoll vorbereiteten Mittagsimbiss ließ es sich Ronald Nijmijer-Koopman nicht nehmen, uns durch den mit viel Fingespitzengefühl angelegten, noch vergleichsweise jungen Garten zu führen. In einigen Gartenbereichen war es für uns Besucher kaum zu glauben, dass hier im vergangenen Jahr noch nichts von einem Garten zu sehen gesewen ist.

Blick auf den Teich im Hoofdmeesterstuin

Voll von Eindrücken erreichten wir bereits am frühen Abend wieder Bremen, und auch wenn die Sonne ruhig etwas häufiger hätte lachen dürfen, haben wir insgesamt doch Glück gehabt mit dem Wetter.