Ein Obstsommer der Extreme

2017 habe ich in meinem Resüme des Obstjahres festgestellt, dass der Sommer durch wenig Sonne und viel Regen gekennzeichnet war. In diesem Jahr trifft das genaue Gegenteil zu: Sonne ohne Ende und fast kein Regen. Dieser Extremsommer hat die Obstbäume auf eine harte Probe gestellt.

Obstbäume, nicht in der Provence, sondern in Bülstedt

Dabei fing alles so gut an: nachdem sich die Bäume im letzten Jahr erholt hatten, weil sie frostbedingt so gut wie gar keine Früchte ernähren mussten (und dafür umso besser wachsen konnten), hatten sie naturgemäß reichlich Blüten angesetzt. Pünktlich zur Obstblüte wurde das Wetter schön und gleich so warm, dass Birnen, Pflaumen, Kirschen und Äpfel fast gleichzeitig blühten. Auch die Hummeln und Bienen mochten das warme Wetter, so dass eine gute Bestäubung und Befruchtung sichergestellt waren.

Hummel auf Apfelblüte

Beste Voraussetzungen also für eine reiche Obsternte. Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, denn auch ein reicher Fruchtansatz kann zunichte gemacht werden, wenn es fast überhaupt nicht regnet, wie es bei uns seit Mai der Fall war.

Die Kirschen mussten unter der Trockenheit noch nicht leiden, und so wird 2018 als das Jahr in unsere Obstchronik eingehen, in dem es reichlich Kirschen gab (und merkwürdigerweise keine Stare, die sie von den Bäumen holten, denn die waren auf einmal verschwunden – wahrscheinlich, um irgendwo anders Kirschen zu ernten). So konnten wir doch tatsächlich einmal wieder Kirschen einmachen und sogar trocknen.

zum Trocknen vorbereitete Süßkirschen

Auch das übrige Steinobst profitierte von dem ungewöhnlich warmen und trockenen Wetter. ‚Oullins Reineclaude‘ war bei uns wohl einen ganzen Monat früher reif als in anderen Jahren. Nicht anders verhielt sich der Pfirsich ‚Kernechter vom Vorgebirge‘, der sich zudem über die mediterranen Verhältnisse freute und uns eine Menge prächtiger Früchte bescherte.

der ‚Kernechte vom Vorgebirge‘ freute sich über die viele Sonne

Aber die Trockenheit hielt an, und von dem reichen Fruchtansatz an Äpfeln und Birnen fiel Etliches zu Boden, nicht zuletzt, weil es in diesem Jahr auch reichlich Obstmaden gibt. Ich habe mich gewundert, wie lange die Bäume die Trockenheit aushielten, ohne irgendwelche Schwächen zu zeigen. Auf Obstwiesen, die eher nach Südfrankreich zu gehören schienen, standen die Bäume grün und voller Früchte da.

noch hält er durch…

Aber irgendwann wurde es dann doch zu viel, und der eine oder andere Baum beschloss, nun lieber Herbst zu machen, und das schon Anfang August.

junger Birnbaum Mitte August

Von dem reichen Fruchtansatz ist ein erheblicher Teil vorzeitig zu Boden gegangen (manchmal allerdings – vor allem bei den Birnen – der Fruchtlast wegen mitsamt dem dazugehörigen Ast).

für diesen Ast an der ‚Guten Grauen‘ war es zu viel des Guten

Bei den am Baum verbliebenen Früchten ist es schwer zu beurteilen, wann der Zeitpunkt für die Ernte gekommen ist. Erfahrungswerte aus den vergangenen Jahren haben keine Gültigkeit mehr (so musste ich einen Teil von ‚Stahls Winterprinz bereits am 21. August ernten). Hinzu kommt, dass einige Sorten am Baum regelrecht „weichgekocht“ oder großteils glasig sind, so dass sie sich schlecht halten werden.

glasiger ‚Jakob Lebel‘

Für den Apfelsaft ist das natürlich egal. Bereits am, 22. August konnten mein Wwoofer Laurent und ich einen Wagen mit Äpfel vollladen und zur Mosterei fahren. Der diesjährige Saft dürfte geschmacklich ausgezeichnet werden.

Laurent vor dem vollgeladenen Auto

Es gibt natürlich nicht nur Grund zum Klagen. Viele Sorten haben in diesem Jahr eine besonders schöne Ausfärbung, und manche, wie der Gravensteiner, sind  ungewöhnlich süß.

‚Devonshire Quarrenden‘ sind in diesem Jahr so rot wie Tomaten

Und dann gibt es – außer dem Pfirsich – auch noch die anderen Obstarten, die so einen Sommer lieben und sich ganz zu Hause fühlen: meine Zitruspflanzen haben wie die Weltmeister geblüht und Bienen und Hummeln (und natürlich auch mich) damit erfreut.

blühende Zitronatzitrone…

Im kommenden Jahr ist also wieder mit einer guten Zitronenernte zu rechnen. Das ist zumindest ein Lichtblick in diesem doch besorgniserregend trockenen und heißen Sommer.

…und mit Fruchtansatz