Ideenvielfalt in Holsteiner Gärten

Am 7. Juli ging es in diesem Sommer zum zweiten Mal auf einen Garten-Tagesausflug. Diesmal war mit Holstein der hohe Norden unser Ziel. Als erstes steuerten wir an diesem Tag den Garten von Frau Woytas, selbst eine begeisterte Gartenreisende, in Oststeinbeck an. Das Wetter war an diesem Tag zunächst noch kühl, und so freuten sich alle Mitreisenden über die angebotenen heißen Getränke und eine Stärkung in Form von Brot und verschiedenen pikanten Aufstrichen. In Frau Woytas blütenreichen Garten gab es eine Vielzahl ungewöhnlicher Stauden in interessanten Kombinationen zu bestaunen. Trotz der Vielfalt, die hier herrschte, war es der Gärtnerin wichtig zu betonen, dass ihr Garten kein Sammlergarten sei, sondern dass jede Pflanze etwas zum Gesamteindruck beitragen müsse, und nicht etwa allein deshalb gepflanzt werde, weil sie selten ist.

Von hier aus ging es weiter zu Herrn Hövermann nach Wensin, dessen Garten in vielerlei Hinsicht einen deutlichen Kontrast zu dem zuerst besuchten darstellte. Während der Führung durch den Gartenbestzer, der ein ein Garten-Landschaftsbau-Unternehmen führt, wurde schnell deutlich: dies ist nicht in erster Linie ein Garten der Staudenfülle oder -vielfalt, sondern hier stand die räumliche Gestaltung des Geländes um das alte reetgedeckte Fachwerkhaus im Vordergrund. Durch Hecken vielfach gegliedert, boten sich immer wieder interessante Ausblicke in die umgebende Landschaft. Nicht zu übersehen war, dass einzelne Teile des Gartens durch Italien- und Englandreisen inspiriert worden waren: durch Formschnitthecken abgegrenzte kleine, geheime Gärten, giardini segreti, offenbarten ganz unerwartet südländisch anmutende Brunnen oder kunstvolle Knotengärten á la Barnsley House.

Unser drittes Ziel an diesem Tag war der Garten von Fenna Graf, der nicht ohne Grund weithin bekannt ist. Hier von einem Garten zu sprechen, ist eine glatte Untertreibung, handelt es sich doch um über zwanzig unterschiedlich gestaltete Gartenräume, die im Einzelnen zwar sehr verschieden sind, in ihrer Gesamtheit jedoch ein harmonisches Ganzes ergeben. Die durchweg ruhige Ausstrahlung der gesamten Anlage begründet sich in Fenna Grafs weitgehende Beschränkung auf eher sanfte, kühle Farben, auf die Verwendung und rythmische Wiederholung großzügiger Gruppen nicht zu vieler unterschiedlicher Stauden und Gräser und die klaren Gestaltungslinien, die dem Blick der Besucher Halt geben. Zur AUfenthaltsqualität in ihrem Garten trug nicht zuletzt auch der freundliche Empfang durch die Gärtnerin bei.

 

Gärten und Häuser der Arts & Crafts-Bewegung

Im Zentrum dieser Gartenreise stand mit der Arts & Crafts-Bewegung ein Thema, das für die englische Kunst- und Designgeschichte von besonderer Bedeutung ist. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis etwa 1920 dauerte diese Bewegung, die wie kaum eine andere Einfluss auf  Architektur, Produktdesign und die Gestaltung von Gärten genommen hat und insbesondere in der malerischen Landschaft der Cotswolds ihre Blüte erfahren hat.

Stoffmuster von William Morris

Der erste Tag unserer Reise führte uns zunächst einmal nach Belgien. Auf dem Weg besuchten wir in der Nähe von Utrecht den Garten von Famke van der Kooi. Mit viel Geschmack und Gespür für Proportionen hat sie um das alte Müllerhaus ihren Garten angelegt, in dem sich formale Strenge und die üppig wachsenden Stauden und Gehölze die Waage halten.

Danach ging es weiter zu unserem ersten Hotel in Gent. Die zentrale Lage mitten im Stadtzentrum ermöglichte es uns, einen warmen Juniabend in dieser historischen, dabei jedoch gleichzeitig lebendigen Stadt zu verbringen.

Nach der Fährüberfahrt über den Ärmelkanal war The Salutation unser erstes Gartenziel in Kent, der südöstlichsten Grafschaft Englands. Mit diesem Garten, der – ebenso wie das Haus – von dem berühmten Arts & Crafts-Architekten Sir Edwin Lutyens entworfen worden ist, waren wir beim eigentlichen Thema der Reise angekommen.

Das Haus, das heute ein Hotel ist, weist nicht mehr die Merkmale von Lutyens‘ frühem, eher ländlichen Stil auf, sondern steht für seine späte, klassische Phase, ist es doch im Queen Anne-Stil gehalten. Der dazugehörige Garten wurde erst 2013 restauriert und strahlt die Gelassenheit und Eleganz aus, die für viele edwardianische Gärten so charakteristisch ist.

Am nächsten Tag galt unsere Besuche wiederum charakteristischen Beispielen für Arts & Crafts-Häusern und Gärten. Da war zunächst Standen, das vom Architekten Philip Webb gleichzeitig traditionell und für die damalige Zeit hochmodern für seine Auftraggeber, das Ehepaar Beale, geplant wurde und noch komplett im Arts & Crafts-Stil eingerichtet ist.

Den zugehörigen Garten hatte Webb in Zusammenarbeit mit Margret Beale entworfen, die eine versierte Gärtnerin und Pflanzenkennerin war. Der zwischenzeitlich vollkommen vernachlässigte Garten ist in den letzten Jahren vom National Trust sukzessive wiederhergestellt worden, wobei der Nutzgarten von einer großen Gruppe Freiwilliger gepflegt wird, die während unseres Besuches gerade in Aktion waren.

In Vann Garden trafen wir auf die Spuren der berühmten Arts & Crafts-Gartengestalterin Gertrude Jekyll. Sie hatte in unmitterlbarer Nachbarschaft zu Vann gewohnt und war mit den damaligen Besitzern befreundet, so dass davon ausgegangen werden kann, dass sie nicht nur Pflanzen aus ihrer Gärtnerei beigesteuert hat, sondern auch mit Ratschlägen an der Entstehung des Garten beteiligt war.

Für uns war die private Ausstrahlung dieses Gartens, der heute noch von der über 80-jährigen Mary Caroe gepflegt wird, im wahrsten Wortsinne bezaubernd und schlug uns alle in seinen Bann.

Nach einer weiteren Zwischenübernachtung im geschäftigen Reading galt unser erster Besuch am Folgetag Englefield House Garden. Inmitten eines großen Landschaftsparks mit einem beachtlichen Bestand an Hirschen gelegen, verkörpert diese Anlage mit ihren eleganten „italienischen“ Terrassen so ganz den typischen viktorianischen Garten.

Allerdings hat in Englefield auch das 20. Jahrhundert seine Spuren hinterlassen, und zwar in Gestalt ausgedehnter Staudenrabatten, die auf einen Entwurf des bekannten englischen Gartengestalters Russel Page zurückgehen.

Nach einer Mittagspause im kleinen Städtchen Wantage fand am Nachnmittag unsere erste Begenung mit der Welt von William Morris statt, einem der Begründer der Arts & Crafts-Bewegung. In dem kleinen Dörfchen Kelmscott verbrachte dieses umtriebige Universal-Genie mit seiner Familie von 1871  bis zu seinem Tode die Sommer.

Das bescheidene Cottage aus dem 17. Jahrhundert, im typischen Cotswold-Kalkstein erbaut, ist noch heute mit Möbeln, Teppichen, Wandbehängen, Tapeten und anderen EInrichtungsgegenstaänden aus der Produktion seiner Firma, Morris & Co., bestückt, so dass die Arts & Crafts-Bewegung beim Gang durch das Haus vor unseren Augen lebendig wurde.

Der rund um Kelmscott Manor angelegte Garten mit seinen intime Gartenräumen „kleidet“ das Haus harmonisch ein, ganz so, wie Morris es in seinen Schriften gefordert hatte.

An diesem Abend machten wir für die nächsten drei Tage in Cheltenham Station, dem Regency- Badeort am Rande der Cotswolds. Von hier aus besuchten wir gleich am nächsten Morgen Miserden Garden, den wir zu so früher Stunde fast ausschließlich für uns hatten.

Von der Terrasse des  Landhauses hat man einen wundervollen Blick auf den Park mit seinem alten Baumbestand (darunter ein Maulbeerbaum vom Beginn des 17. Jahrhunderts) und in die malerische Hügellandschaft der Cotswolds. Dabei vervollständiget das Blöken der Schafe (die an diesem Tag geschoren wurden) den pastoralen Eindruck, den diese Landschaft unweigerlich hinterlässt.

Edwin Lutyens hat auch im Garten von Miserden seine Spuren hinterlassen, und zwar in Gestalt eines Formschnitt-Eibenganges, der mit seinen Bögen die Formen der Loggia aufnimmt, die der Architekt als Erweiterung des Hauses entworfen hatte.

Nach einer Mittagspause im zwar malerischen, inzwischen jedoch leider viel zu überlaufenen Bourton-on-the-Water galt unser Besuch am Nachmittag dem Garten von Barnsley House, eine Schöpfung der in England berühmten Gartengestalterin Rosemary Verey. Das Haus wurde nach ihrem Tode 2001 in ein Luxus-Hotel umgewandelt.

Hier genossen wir erst einemal einen typisch englischen Afternoon Tea, bevor wir uns ausgiebig im Garten umsahen und den berühmten Potager, den Knotengarten und den kleinen Tempel am formalen Wasserbecken in Augenschein nahmen.

Mit Rodmarton Manor stand am nächsten Tag eines der letzten großen Arts & Crafts-Landhäuser auf unserem Reiseplan. Die Führung durch das Haus, das erst nach 20 Jahren Bauzeit fertiggestellt worden war, weil die Besitzer darauf bestanden, dass alle Arbeiten durch örtliche Handwerker in Handarbeit ausgeführt wurden, machte deutlich, dass es sich bei Rodmarton Manor um eine soziale Utopie handelt.

Den vermögenden Bauherren, den Biddulphs, war es ein Anliegen, mit dem Bau traditionelle Handwerkstechniken wiederzubeleben und den Menschen ind er Umgebung des Hauses Arbeit zu geben. Der Garten von Rodmarton Manor mitz seiner für die Arts & Crafts-Bewegung charakteristischen Unterteilung in einzelne Gartenräume hat sich bis heute seine verwunschene Atmosphäre erhalten, der sich wohl kein Besucher entziehen kann.

An diesem Tag machten wir unsere Mittagspause in Tetbury mit seiner Markthalle aus dem 17. Jahrhundert, den verlockenden Antiquitätenläden und mannigfaltigen Möglichkeiten, ein typisch englisches Mittagessen einzunehmen.

Hatte es sich bislang bei den von uns besuchten Gärten vor allem um größre Anlagen rund um die Landhäuser einer vermögenden oberen Mittelschicht gehandelt, so stand mit Hookshouse Pottery Garden am Nachnmittag ein überschaubarer Garten auf unserem Programm. Lise und Christopher White empfingen uns aufs Herzlichste und führten durch ihren typischen Cottagegarten, der bei den Mitreisenden wegen seiner privaten Atmosphäre einen tiefen Eindruck hinterließ.

Am nächsten Tag mussten wir uns wieder so langsam, auf den Rückweg begeben. Unterwegs statteten wir dem Garten von Upton Grey Manor House einen Besuch ab, und damit dem wohl am vollständigsten retsaurierten, kleineren Garten von Gertrude Jekyll.

Hier konnten wir uns von der Vielseitigkeit ihrer Entwürfe  überzeugen, weist der formale Garten hinter dem Haus mit den Staudenrabatten, dem terrassierten Rosen- und Päoniengarten und der Pergola doch eine ganz andere Gestaltungsidee auf als der informelle ‚Wild Garden‘ vor dem Haus, mit natürlichem Teich und in die Bäume rankenden Ramblerrosen.

Als letztes Haus in England besuchten wir schließlich noch Red House und kehrten damit zu den Ursprüngen des Arts & Crafts Movement zurück. 1860 eigens für William Morris von seinem Freund, dem Architekten Philip Webb entworfen, versinnbildlicht das Gebäude die Mittelalter-Leidenschaft von Morris und seinen Künstlerfreunden.

Morris wollte es zu einem „Tempel der Kunst“ machen und ließ Möbel und Einrichtungsgegenstände eigens für das Haus bauen und die Wände mit großflächigen Wandbildern durch seine Freunde schmücken, die ihn und seine Frau als mittelaterliches Königspaar darstellen.

Nach einer nächtlichen Färhüberfahrt machten wir am letzten Tag unserer Reise noch einmal einen Gartenstopp in den Niederlanden, bevor es endgültig zurück nach Bremen ging.

Im Plantzoentje (dem „Pflanzenküsschen“) empfing uns Anja Broekhuis offen und herzlich und schilderte uns die Geschichte ihres Gartens voller interessanter Stauden in gekonnten Kombinationen, den sie mit einer schier unerhörten Energie und Leidenschaft pflegt.

 

 

 

 

 

 

 

Ländliche Stauden- und Rosenfülle

Am 15. Juni ging es in diesem Jahr das erste Mal auf einen Tagesausflug in Gärten der Umgebung Bremens. Diesmal hatten wir es nicht weit, um uns drei sehr individuelle private Gärten anzusehen. Als erstes stand das „Grüne Wohnzimmer“ von Carola und Hans Ahrens in Hemsbünde auf unserem Programm. Zu Beginn des Besuches erläuterte uns Carola kurzweilig die Geschichte ihres Gartens, berichtete von Ideen, Fehlschlägen, neuen Ideen und Erfahrungen, die letztendlich zu dem Garten geführt haben, wie wir ihn bestaunen konnten. Rund um das Siedlungshaus aus den 60er Jahren haben die beiden einen arten- und sortenreichen Stauden- (und Gehölz-) Garten angelegt und dabei die unterschiedlichen Bereiche geschickt für Pflanzen mit ganz unterschiedlichen Standortansprüchen genutzt. So ist auf 1300 qm ein enorm vielgestaltiger Garten entstanden, der durch die vielen Sitzplätze eine schöne Aufenthaltsqualität besitzt und von der Reisegruppe in aller Ausführlichkeit plaudernd und mit der Gärtnerin fachsimpelnderweise genossen wurde. Das eine oder andere Staudenschätzchen, das Carola aus ihrem Garten vermehrt hatte, fand am Ende auch noch einen neuen Besitzer.


im Garten von Carola und Hans Ahrens

Von Hemsbünde ging es dann nach Bülstedt, wo zwei weitere Gärten auf uns warten. Annegret Puvogel erzählte uns, wie sie zu ihrem Garten rund um die historische Wassermühle gekommen ist. Nachdem das Mühlengebäude aus dem 19. Jahrhundert – bei der Grundstücksübernahme nicht mehr als eine Ruine – saniert worden war, konnte sich Annegret – ohne jedewege Vorkenntnisse – dem Garten zuwenden. Sie bekannte freimütig, dass ihr Pflanzennamen auch heute noch weitgehend ein Graus sind und dass sie pflanze, wie es ihr gefalle und richtig erscheine. So tastete sie sich, vom Haus ausgehend, Stück für Stück in die Außenbereiche des malerischen Grundstücks vor, und damit ist sie noch lange nicht fertig. Herausgekommen ist auf dem Gelände rund um die Mühlenteiche ein romantischer Rosengarten mit vielen ergänzenden und harmonisch gruppierten Stauden.


Puvogels Garten rund um die alte Wassermühle

Die dritte und letzte Station des Tages war der Garten von mir und meiner Mitbewohnerin. Der Startschuss für unseren Garten war im selben Jahr gefallen wie der für Puvogels Garten, nämlich 1992. Entstanden ist rund um das alte Backstein-Bauernhaus ein durch Hecken in einzelen Räume gegliederter Garten, in dem im Juni die Alten Rosen mit einer Vielzahl von Stauden – darunter einige Spezialitäten, die ich von meinen Gartenreisen mitgebracht habe – um die Wette blühen. Im Kräuterrondell  vertrömten die Zitronen einen betörenden Duft, und hier war es vor allem eine Nachtkerze, die das Interesse vieler Gartenbesucher weckte. Neben Stauden und Blütengehölzen spielen auch die Tiere in unserem Garten eine wichtige Rolle, wie z. B. die Hühner mit ihren Küken und die Lämmer auf der Obstwiese mit der Sammlung alter Obstsorten, die sich hingebungsvoll kraulen ließen. Da inzwischen auch die Sonne das Ihre zum Gelingen dieses Garten-Tagesausflugs beitrug, konnte der Besuch bei Kaffee, Tee und Kuchen in aller Gelassenheit ausklingen.


interessierte Fragen im Kräutergarten

Gartenreise an die Loire

Unter dem Thema „Gärten, Schlösser, Landschaft und Kultur an der Loire“ fand meine erste diesjährige Gartenreise vom 18. bis zum 25. Mai statt. Los ging es mit dem Bus ab Bremen, und da der Weg an die Loire weit ist, haben wir den Weg zum Ziel gemacht und bereits unterwegs einige Gärten angeschaut.


Im Garten von Djoeke van Zwetselaar…

Unseren ersten Besuch machten wir im Garten von Djoeke van Zwetselaar in der Nähe von Utrecht. Frau van Zwetselaar ist Bildhauerin, und etliche Inspirationen zu ihren Tierskulpturen bezieht sie aus ihrem sehr entspannt wirkenden Garten rund um die alte Remise, die einst ihr Großvater aufgekauft und zu einem Wohnhaus umgebaut hatte. In diesem Garten wirkt nichts gezwungen, und die sorgsam arrangierten Pflanzungen erweckten den Eindruck, als wären sie ganz ohne das Eingreifen einer ordnenden Hand enstanden.


…wirkt alles ganz natürlich

Nach einer ersten Übernachtung in der historischen Altstadt von Leuven trafen wir am nächsten Tag in Senlis mit Nicola Hahn zusammen, die bereits seit einigen Jahren gemeinsam mit mir die Frankreich-Reisen organsiert und durchführt und mich mit ihren Sprach- und Landeskenntnissen unterstützt. Bevor wir unser zweites Hotel in Montargis aufsuchten, statteten wir noch den Gärten des Grand-Courtoiseau einen Besuch ab.


die Eibenhecken geben dem Garten Struktur

Hier empfing uns der Besitzer, der ein altes Landgut aus dem 17. Jahrhundert mit zugehörigem Herrenhaus instand gesetzt und vor allem auch den Garten behutsam restauriert hat und ihn gänzlich ohne den Einsatz von Pestiziden pflegt. In einem Rahmen aus perfekt geschnittenen Eibenhecken konnten wir unterschiedliche Gartenräume mit verschiedenen Themen durchwandern, wie den Italienischen Garten, den Exotischen Garten und den Obstgarten.


der Italienische Garten im Grand-Courtoiseau

Ein weiteres Herrenhaus stand am nächsten Morgen nach einer Übernachtung in Montargis auf unserem Reiseprogramm. La Javelière stammt aus derselben Epoche wie der Grand-Courtoiseau, und auch hier gab es unterschiedliche Themengärten zu bewundern, die hinter dem Herrenhaus und geschickt in den Park aus dem 19. Jahrhundert integriert waren.


der japanisch anmutende Garten in La Javelière

Ergänzt wurde das Ganze durch eine ausgedehnte Sammlung von Wildrosen, die rund um einen großen Teich auf der anderen Seite des Herrenhauses angepflanzt waren. Trotz des kühlen und etwas feuchten Wetters beeindruckte dieser Garten sehr durch seine Gestaltung.


Rosa harisonii in der Wildrosensammlung

Weiter ging es in die Sologne zum Jardin de Chantal, der allein aufgrund seiner bescheideneren Größe aber auch wegen seiner sehr persönlichen Gestaltung einen Kontrast zu den beiden bislang besuchten Domänengärten darstellte. Die Besitzerin, Chantal, hat auf einer Fläche von 2400 m² mehr als eintausend Pflanzenarten und -sorten versammelt, darunter über 200 Rosensorten.


im verwunschenen Jardin de Chantal

Das prägende Element in ihrem Garten stellten um diese Jahreszeit die zahlreichen Schneeballarten und -sorten dar. Chantals Garten ist – nicht zuletzt weil auch sie gänzlich auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichtet – ein Paradies für zahlreiche Vogelarten, die unseren Besuch mit ihrem Gesang untermalten.


einer der zahlreichen Schneebälle

Bevor wir unser Hotel in Saumur aufsuchten, begaben wir uns noch auf eine Weinprobe zur Domaine de Montcy, wo Laura Semeria nach biodynamischen Grundsätzen typische Weiß-, Rot- und Schaumweine der Loire produziert und uns den jährlichen Zyklus der Reben erläuterte sowie die Prinzipien der Weinherstellung. Eine Besonderheit war ihr AOC Cour Cheverny aus der autochthonen Weißweinrebsorte Romorantin, die ausschließlich in dieser Region auf nicht mehr als 60 ha ihre weltweite Anbaufläche hat.  Neben Wein stellt Laura Konfitüren aus zahlreichen Früchten her, die sie aus unterschiedlichsten Regionen Frankreichs bezieht, wobei sie Wert darauf legt, dass es sich ebenfalls ausschließlich um biologisch produzierte Früchte handelt.


Laura Semeria erläutert uns den biodynamischen Weinanbau

Von Saumur aus, wo die Lage unseres Hotels direkt in der Altstadt es uns erlaubte, nach dem Abendessen noch Spaziergänge durch die Stadt oder hinauf zum Schloss zu unternehmen, unternahmen wir die nächsten vier Tage Ausflüge zu weiteren Gärten entlang der Loire.


Blick auf die Loire vom Schloss in Saumur

Als erstes standen die weltberühmten Garten des Schlosses Villandry auf unserer Agenda. Die Gärten, die 1906 von Dr. Jochim Cavallo zum Teil nach historischem Vorbild neu angelegt und von seinen Nachfahren erweitert wurden, präsentierten sich in einem makellosen Pflegezustand.


der Potager nach alten Vorlagen

Erfreulich, dass auch der Potager, der formale Küchengarten, der direkt aus dem architektonischen Buch Les plus excellents Bastiments de France von Du Cerceau aus dem 16. Jahrhundert zu stammen scheint, inzwischen komplett organisch bewirtschaftet wird.


Detail des Küchengartens

Nach diesem Gartenbesuch konnten wir uns auf dem Ziegenhof Le Vazereau vergewissern, dass die französische Käsekultur ihren ausgezeichneten Ruf zu Recht besitzt. Gatien Laurent Vazereau zeigte uns nicht nur seine Ziegen, die sich offensichtlich sehr wohl fühlten, sondern erläuterte uns auch die Besonderheiten des herkunftsgeschützten Sainte Maure de Touraine, eines Rohmilch-Ziegenkäses in Rollenform mit dem charakteristischen Strohhalm im Zentrum.


die Ziegen von Le Vazereau

Danach ließ er uns seine köstlichen Produktionen ausgiebig verkosten. Außerdem erfuhren wir ganz nebenbei, dass die Tradition der Ziegenhaltung und Käsebereitung in dieser Region auf die Araber zurückgeht, die hier nach der Niederlage ihres Heeres im Jahr 732 bei Poitiers ihre Frauen und Haustiere zurückließen und aus deren Sprache sich wahrscheinlich auch der Familienname der Hofbetreiber ableitet.


die Ziegenkäsespezialitäten von Le Vazereau konnten auch Skeptiker überzeugen

Im Park und in den Gärten des Château du Riveau stellten Rosen und Märchen die Hauptthemen dar. In 14 Märchengärten, wie dem Gemüsegarten von Gargantua, dem Garten von Rapunzel und dem Zauberwald wurden die Themen traditioneller Märchen und fantastischer Erzählungen facettenreich umgesetzt.


fantasievolle Figuren bevölkern die Märchengärten von Château du Rivau

Die über 450 Rosensorten waren leider noch nicht auf dem Höhepunkt ihrer Blütezeit, doch konnten wir bereits einigen Nasen voll der köstlichen unterschiedlichsten Rosendüfte genießen und uns an der Bepflanzung aus Stauden und Zwiebelpflanzen erfreuen.


Eremurus macht den Schlosstürmen Konkurrenz

Der folgende Tag war ganz dem Internationalen Gartenfestival von Chaumont sur Loire gewidmet und reichte doch kaum aus, um hier alles zu sehen. Vor der Kulisse des historischen Loire-Schlosses präsentierten sich die Ausstellungsgärten, die in diesem Jahr unter dem Motto „Paradies“ standen, und zahlreiche Interpretationen dieses Begriffes boten. Das Ausstellungsgelände präsentierte sich in einem mehr als perfekten Pflegezustand, doch wurde unser Erleben dadurch getrübt, dass wir Zeuge wurden, auf welche Weise dieser Zutand offenbar erreicht wird: die Begleitpflanzungen werden vollständig in Kunststoff-Gewebesäcken vorkultiviert und bei Bedarf ausgelegt und wieder eingesammelt. Dieses alles andere als nachhaltige Zugeständnis an einen minimalen Pflegeaufwand vor Ort ist nur unter Einsatz von enormen Mengen Kunststoff möglich und stand im Widerspruch zur Problematisierung des Themas „Plastik“ in einem der Ausstellungsgärten.


einer der Ausstellungsgärten problematisierte das Thema Plastik

Versöhnt wurden wir durch den wunderschönen Park rund um das Schloss mit Blick auf die Loire und einem beeindruckenden Baumbestand, der zahlreiche Landart-Kunstwerke beherbergt.


im Park von Chaumont

Am nächsten Morgen wurde es mit dem Besuch der Pilzhöhle Le Saut aux Loups noch einmal kulinarisch. Hier erfuhren wir nicht nur viele interessante Einzelheiten zur Pilzkultur, sondern auch viele Details zur Gewinnung des Kalksteins, aus dem an der Loire Schlösser, Kirchen und Häuser gebaut sind.


Erläuterungen zum Abbau von Kalkstein

Nach einer Mittagspause in Tours statteten wir dem weltberühmten Schloss Chenonceau mit den Gärten von Katharina de Medici und Diane de Poitiers, dem Park mit dem Labyrinth und dem Blumen- und Gemüsegarten einen Besuch ab.


Blick über den Garten von Diane de Poitiers auf das Schloss

Die einmalige Lage dieses in harmonischen Proportionenerbauten Schlosses als Brücke über dem Cher übt auf Besucher einen unwiderstehlichen Reiz aus.

Am nächsten Tag machten wir uns wieder auf den Rückweg in Richtung Deutschland und besuchten als letzten französischen Gaten den Jardin de Roquelin. Hier in seinem Garten voller üppiger Rosensträucher und Stauden, belebt von zahlreichen gefiederten Bewohnern, empfing uns Besitzer Stephane Chassine gastfreundich mit einem Picknick.


der Rad schlagende Pfau passt harmonisch zur Bepflanzung

Sandwiches, Käse, selbstgebackene Pithiviers-Torte und ein Glas Wein sorgten für einen rundum angenehmen Aufenthalt an diesem wahrhaft paradiesischen Ort.


Picknick im Jardin Roquelin

Nach einer letzten Zwischenübernachtung in Metz stand als letzte Station unserer Reise der Garten Hortvs von Peter Janke auf unserem Programm. Ganz offensichtlich angeregt von den Erfahrungen, die er im Garten der „Grand Old Lady“ der englischen Gartenkultur, Beth Chatto, sammeln konnte, hat Peter Janke in Hilden bei Düsseldorf seine ganz eigene Interpretation ihrer Maxime der „right plant right place“ umgesetzt und zahlreiche kreative Stauden- und Gehölzkombinationen entwickelt.


der Kiesgarten in Peter Jankes Hortvs

Im Hinblick auf Staudenreichtum und Einfallsreichtum bei deren Verwendung bildete dieser Garten zum Abschluss noch einmal einen Höhepunkt unserer Reise.


im Silbergarten

 

Trauriges Ereignis bei den Schafen

Am 30. April fanden mein derzeitiger kanadischer Wwoofer Javaid und ich mein Leitschaf Lotti tot auf der Weide. Ich war vollkommen überrascht, denn noch zwei Tage zuvor hatte Lotti die ganze Herde wie gewohnt angeführt, als wir die Weide wechselten. Auch am nächsten Morgen war noch alles in Ordnung, und Lotti kam wie immer als erste an den Zaun.

Da sie offenkundig kerngesund war, drängt sich der Verdacht auf, dass sie sich vergiftet hat – allerdings ist mir vollkommen unklar womit. Eine Kontrolle der gesamten Weide brachte keine Erkenntnis.

Lotti war ein ungewöhnliches Schaf, die von Jugend an zeigte, dass sie bereit war, die Herde anzuführen. Sie hatte offenkundig Spaß an „besonderen Aufgaben“ und stand immer sofort vor mir, wenn ich mit der Leine zur Weide kam.

Nun sind ihre beiden Lämmer mutterlos zurückgeblieben. Wenigstens sind sie alt genug, um auch ohne Milch überleben zu können. Für Lotti einen Ersatz als Leitschafun zu finden, wird sicher nicht einfach, und auch sonst fehlt sie einfach inder Herde.

 

Gartenreisen 2019

Dreimal haben Sie die Gelegenheit, 2019 mit mir auf Gartenreisezu gehen:

Vom 18.05.19 bis zum 25.05.19 werden Frau Hahn und ich in bewährter Zusammenarbeit wieder gemeinsam eine Reise nach Frankreich durchführen. Diesmal werden die Gärten und Schlösser, die Landschaft und die (Ess-)Kultur an der Loire unser Thema sein. Die Landschaft um Tours wird nicht umsonst der „Garten Frankreichs“ genannt. Einzelheiten zum Ablauf dieser Reise finden Sie hier.

Blick auf den berühmten Küchengarten von Schloss Villandry

Meine zweite Reise wird wieder einmal England zum Ziel haben. Vom 23.06.19 bis zum 30.06.19 werden wir uns Gärten und Häuser der Arts & Crafts-Bewegung anschauen, einer Bewegung, die in England einen bis heute andauernden Einfluss auf die Gestaltung von Gärten ausübt. Selbst so bekannte Gärten wie Vita Sackville Wests Sissinghurst Castle Garden weisen die typischen Merkmale eines Arts und Crafts-Gartens auf. Die wichtigste und einfluussreichste Gartengestalterin dieser Bewegung ist Gertrude Jekyll. Auf dem Programm stehen nur selten zugängliche Privatgärten und einige der wichtigsten bis heute erhalten gebliebenen Arts und Crafts-Häuser. Für diese Reise können Sie sich die Details zum Ablauf hier ansehen.

Im Garten von Rodmarton Manor

Eine dritte Reise wird vom 8. – 11.08.19 stattfinden und unter dem Titel Gartenperlen in Limburg die niederländische Stadt Maastricht zum Ziel haben, in deren Umgebung wir uns sowohl auf der niederländischen als auch auf der belgischen Seite zahlreiche wenig bekannte Gärten anschauen werden. Einzelheiten zu dieser Reise finden Sie hier.

Im Garten von Dina Deferme

Alle Reisen finden in Kooperation mit dem Reiseunternehmen Schmätjen statt, wo Sie sich bei Interesse bitte direkt anmelden.

Ein Informationsfaltblatt zu meinen Gartenreisen 2019 finden Sie hier.

Winterbirnen

Der warme und sonnenreiche Sommer wirkt noch bis in die Weihnachtszeit nach: in meinem  Obstlager erreichen die letzten Winterbirnen ihre Genussreife, wie z. B. die Pastorenbirne. So schön gefärbte Früchte dieser Sorte, die auch den sehr viel suggestiveren Namen Winter-Cuisse Madame trägt, also Winter Damenschenkel, habe ich noch nie ernten können.

Beim Verzehr offenbart die Birne dann aber, dass sie trotz des schönen Aussehens eher eine Birne für die Küche ist: also doch eher züchtiges Birnenkompott für den Pfarrer als eine sinnlich schmelzende Birne zum Frischverzehr.

Cuisse Madame hat übrigens einem typisch norddeutschen Gericht seinen Namen gegeben. Da dieser französische Name der ländlichen Bevölkerung im Norden nun doch zu fremd war, wurde dem Reisbrei mit gekochten Birnenspalten (der eine Kostbarkeit war und nur zu besonderen Anlässen serviert wurde) kurzerhand die Bezeichnung „Quetschmadam“ zuteil. Da in dem Rezept Erdbeersaft (oder Pürree) verwendet wird, handelt es sich offensichtlich nicht um ein Winterrrezept (auch die Birne war wohl meist nicht die winterliche Pastorenbirne, sondern das sommerliche Pendent Frauenschenkel, ein Name, mit dem freilich verschiedene frühe Birnensorten bezeichnet werden).

Da es vielleicht noch einige sommerliche Erdbeeren in der Gefriertruhe gibt, folgt hier dennoch das Rezept:

Quetschmadam

Zutaten: 4 Pastorenbirnen (oder eine andere Sorte, möglichst mit etwas Säure), etwas Zucker nach Geschmack, Saft einer Zitrone, 1 Teel. Butter, 1/2 l Milch, 1 Stück der Zitronenschale, 1 Pr. Salz, 100 g Milchreis, 75 g brauner Zucker, Zimt, tiefgefrorene Erdbeeren, ca. 1 Essl. Zucker

  • Die Birnen schälen, das Kerngehäuse entfernen und in Spalten schneiden. In wenig Wasser mit Zitronensaft und etwas Zucker weich dünsten.
  • Für den Milchreis die Butter schmelzen, die Milch und 2 Esslöffel Zucker dazu geben und zusammen mit einem Stück Zitronenschale und der Prise Salz zum Kochen bringen. Den Reis einrieseln und unter Rühren ausquellen lassen.
  • Die Birnenstücke unter den Milchreis heben. Mit dem Saft der aufgetauten Erdbeeren oder Erdbeerpüree (mit etwas Zucker nach Belieben gesüßt) garnieren und nach Belieben mit Zimt und Zucker bestreuen.

Der Traum von England

Unter dem Motto ‚Der Traum von England‘ fand vom 16. bis zum 19. August meine letzte diesjährige Gartenreise ins Dessau-Wörlitzer Gartenreich statt. Dort hat der Fürst Franz von Anhalt-Dessau Ende des 18. Jahrhunderts den ersten englischen Landschaftsgarten auf dem europäischen Kontinent anlegen lassen und damit seinen Traum von England verwirklicht.

Der Wörlitzer Park mit dem Schloss

Doch es gig auf dieser Reise nicht nur um historische Parks und Gärten, sondern wir besuchten am Anreise- und Rückreisetag auch einige zeitgenössische private Gärten. Gleich unser erstes Ziel entpuppte sich zu einem Höhepunkt unserer Reise: auf dem Gelände der ehemaligen Friedhofsgärtnerei in Hannover-Ricklingen hat das Ehepaar Klaffke einen bezaubernden und höchst individuellen Garten angelegt. Kaspar Klaffke und Gesa Klaffke-Lobsien ließen die alten Frühbeetkästen und Geächshausfundamente nicht etwa abtragen, sondern nutzten sie geschickt für die Gestaltung ihres Gartens. In dem blüten- und fruchtreichen Garten fühlte sich dei Reisegruppe nicht zuletzt dank des herzlichen Empfangs der beiden leidenschaftlichen Gärtner ausgesprochen wohl.

zauberhafte Stimmung im Garten Klaffke

Von hier aus ging es weiter nach Gilzum in die Nähe von Braunschweig, wo uns die beiden Garten-Nachbarinnen Frau Pohl und Frau Germer mit Kaffee und Kuchen einen freundlichen Empfang in ihren direkt nebeneinander liegenden Gärten bereiteten.

im Garten von Frau Pohl

Obwohl die Gärtenrinnen bedauerten, dass viele Pflanzen wegen des heißen Wetters bereits verblüht waren oder unter der Trockneheit gelitten hatten, gestltete sich der Besuch hier am Rande des Elm unter den schattigen Garenbäumen sehr angenehm.

…und bei ihrer Nachbarin Frau Germer

Am Abend errichten wir dann mit Wörlitz unser Ziel, wo wir im Landhaus Wörlitzer Hof direkt neben dem Park untergebracht waren.

Am nächsten Tag erkundeten wir den Landschaftsgarten in Wörlitz mit dem dazugehörigen Schloss. Auch mit diesem Gebäude hatte der Fürst Franz und sein Architekt Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff Neuland beschritten, indem sie das erste klassizistische Gebäude auf dem Kontinent errichteten, das von einigen Zeitgenossen wegen seiner Schlichtheit etwas abschätzig als „Fabrikantenvilla“ bezeichnet wurde.

Das Wörlitzer Schloss

Dem Park war die Hitze und Trockenheit dieses Rekordsommers deutlich anzumerken, wies der See doch einen historisch niedrigen Wasserstand auf. Dennoch beeindruckten die geschickt angelegten Sichtachsen mit Tempeln, Kirchen, Häusern und Statuen als Fokuspunkte, die in diesem Garten mehr als eine bloße Staffage sind, sondern in der Regel für das Bekenntnis des Fürsten zu England, der klassischen Antike oder seinen erstaunlich toleranten Geisteshaltung stehen.

Der sogenannte Toleranzblick mit Kirche, Synagoge und Warnungsaltar

Am Nachmittag konnten wir den Park bei Kaffee und Kuchen vom Boot aus genießen und damit aus einer ganz anderen Perspektive noch einmal wahrnehmen.

Kaffeetrinken auf demWörlitzer See

Der folgende Tag führte uns zunächst einmal zurück in die Gartengeschichte mit einem Besuch des Barockgartens von Schloss Oranienbaum, das der Großmutter des Fürsten, Henriette-Catharina gehörte. Hier war besonders die große Orangerie beeindruckend, in der inzwischen wieder eine ausgedehnte Sammlung an Zitrusfrüchten überwintert wird, die den Sommer über den Garten schmücken. Aus der Zeit von Fürst Franz stammt der Chinesische Garten, der ein einzigartiges Zeugnis der Gartengeschichte in Deutschland darstellt.

Die chinesische Pagode in Oranienbaum

Von Oranienbaum ging es nach Schloss Mosigkau, ein Rokokoschloss mit einem Gatren aus derselben Epoche, das eine Tante des Fürsten bewohnte und das noch original eingerichtet ist.

Mosigkau mit den beiden Orangerien als Eingangsgebäude

Den Abschluss des Tages bildete der Besuch des bezaubernden Schlösschens Luisium, das vor allem die Frau des Fürsten, Louise, bewohnte. Leider war der Besuch des Parkes durch zahlreiche Baumaßnnahmen zum Hochwasserschutz getrübt. Eine Entschädigung bot (vor allem auch angesichts der immer noch hohen Tmeperaturen) der Besuch einer nahegelegenen Eisdiele mit kötlichem Eis.

Schloss Luisium

Bevor wir uns am Sonntag auf die Rückreise machten, statteten wir noch dem Bauhaus in Dessau einen Besuch ab, das ebenso wie das Wörlitzer Schloss Architekturgeschichte geschrieben hat und daher nicht unbedingt auf das Besuchsprogramm gehörte, auch wenn es hier keinen Garten zu bestaunen gab. Anschließend ging es zum Mittag in das Ausflugslokal Kornhaus, das vom Bauhaus-Architekten Carl Fieger entworfen wurde und direkt an der Elbe gelegen ist.

Das Bauhaus in Dessau

Auf dem Rückweg hatten wir dann abschließend noch einen höchst angenehmen Aufenthalt im Garten von Frau Hirschberger in Braunschweig, die uns mit einer Tasse Kaffee empfing. Wer hätte hier hinter einem Bürogebäude am Rande der Innenstadt einen dermaßen schönen und individuell gestalteten Garten erwartet? Nur widerwillig machte sich die Gruppe voller Eindrücke auf, um nicht zu spät am Abend wieder in Bremen anzukommen.

im Garten von Frau Hirschberger

Ein Obstsommer der Extreme

2017 habe ich in meinem Resüme des Obstjahres festgestellt, dass der Sommer durch wenig Sonne und viel Regen gekennzeichnet war. In diesem Jahr trifft das genaue Gegenteil zu: Sonne ohne Ende und fast kein Regen. Dieser Extremsommer hat die Obstbäume auf eine harte Probe gestellt.

Obstbäume, nicht in der Provence, sondern in Bülstedt

Dabei fing alles so gut an: nachdem sich die Bäume im letzten Jahr erholt hatten, weil sie frostbedingt so gut wie gar keine Früchte ernähren mussten (und dafür umso besser wachsen konnten), hatten sie naturgemäß reichlich Blüten angesetzt. Pünktlich zur Obstblüte wurde das Wetter schön und gleich so warm, dass Birnen, Pflaumen, Kirschen und Äpfel fast gleichzeitig blühten. Auch die Hummeln und Bienen mochten das warme Wetter, so dass eine gute Bestäubung und Befruchtung sichergestellt waren.

Hummel auf Apfelblüte

Beste Voraussetzungen also für eine reiche Obsternte. Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, denn auch ein reicher Fruchtansatz kann zunichte gemacht werden, wenn es fast überhaupt nicht regnet, wie es bei uns seit Mai der Fall war.

Die Kirschen mussten unter der Trockenheit noch nicht leiden, und so wird 2018 als das Jahr in unsere Obstchronik eingehen, in dem es reichlich Kirschen gab (und merkwürdigerweise keine Stare, die sie von den Bäumen holten, denn die waren auf einmal verschwunden – wahrscheinlich, um irgendwo anders Kirschen zu ernten). So konnten wir doch tatsächlich einmal wieder Kirschen einmachen und sogar trocknen.

zum Trocknen vorbereitete Süßkirschen

Auch das übrige Steinobst profitierte von dem ungewöhnlich warmen und trockenen Wetter. ‚Oullins Reineclaude‘ war bei uns wohl einen ganzen Monat früher reif als in anderen Jahren. Nicht anders verhielt sich der Pfirsich ‚Kernechter vom Vorgebirge‘, der sich zudem über die mediterranen Verhältnisse freute und uns eine Menge prächtiger Früchte bescherte.

der ‚Kernechte vom Vorgebirge‘ freute sich über die viele Sonne

Aber die Trockenheit hielt an, und von dem reichen Fruchtansatz an Äpfeln und Birnen fiel Etliches zu Boden, nicht zuletzt, weil es in diesem Jahr auch reichlich Obstmaden gibt. Ich habe mich gewundert, wie lange die Bäume die Trockenheit aushielten, ohne irgendwelche Schwächen zu zeigen. Auf Obstwiesen, die eher nach Südfrankreich zu gehören schienen, standen die Bäume grün und voller Früchte da.

noch hält er durch…

Aber irgendwann wurde es dann doch zu viel, und der eine oder andere Baum beschloss, nun lieber Herbst zu machen, und das schon Anfang August.

junger Birnbaum Mitte August

Von dem reichen Fruchtansatz ist ein erheblicher Teil vorzeitig zu Boden gegangen (manchmal allerdings – vor allem bei den Birnen – der Fruchtlast wegen mitsamt dem dazugehörigen Ast).

für diesen Ast an der ‚Guten Grauen‘ war es zu viel des Guten

Bei den am Baum verbliebenen Früchten ist es schwer zu beurteilen, wann der Zeitpunkt für die Ernte gekommen ist. Erfahrungswerte aus den vergangenen Jahren haben keine Gültigkeit mehr (so musste ich einen Teil von ‚Stahls Winterprinz bereits am 21. August ernten). Hinzu kommt, dass einige Sorten am Baum regelrecht „weichgekocht“ oder großteils glasig sind, so dass sie sich schlecht halten werden.

glasiger ‚Jakob Lebel‘

Für den Apfelsaft ist das natürlich egal. Bereits am, 22. August konnten mein Wwoofer Laurent und ich einen Wagen mit Äpfel vollladen und zur Mosterei fahren. Der diesjährige Saft dürfte geschmacklich ausgezeichnet werden.

Laurent vor dem vollgeladenen Auto

Es gibt natürlich nicht nur Grund zum Klagen. Viele Sorten haben in diesem Jahr eine besonders schöne Ausfärbung, und manche, wie der Gravensteiner, sind  ungewöhnlich süß.

‚Devonshire Quarrenden‘ sind in diesem Jahr so rot wie Tomaten

Und dann gibt es – außer dem Pfirsich – auch noch die anderen Obstarten, die so einen Sommer lieben und sich ganz zu Hause fühlen: meine Zitruspflanzen haben wie die Weltmeister geblüht und Bienen und Hummeln (und natürlich auch mich) damit erfreut.

blühende Zitronatzitrone…

Im kommenden Jahr ist also wieder mit einer guten Zitronenernte zu rechnen. Das ist zumindest ein Lichtblick in diesem doch besorgniserregend trockenen und heißen Sommer.

…und mit Fruchtansatz

Gärten südlich von Groningen

Meine letzte Gartentagesfahrt in diesem Jahr war von dem ungewöhnlich lang anhaltenden trockenen Sommerwetter geprägt. Einer der Gärten, die eigentlich auf dem Programm standen, konnte wegen der Trockenheit nicht besucht werden, und auch der Garten des Ehepaares Wieringa war durch den fehlenden Regen gezeichnet. Dabei hatten sich die ausgedehnten Steingartenpartien von Herrn Wieringa, in denen er so manches Schätchen kultivierte, noch erstaunlich gut gehalten, und einige Pflanzen, wie der Mönchspfeffer, der in voller Blüte stand, genossen das mediterrane Klima ganz offenbar. Eine angenehme Erfrischung bot – neben den bereitgestellten Getränken – eine Schale mit eigenen Tomaten, die hier in den Gewächshäusern auf das Üppigste gediehen.


Keuschlammstrauch oder Mönchspfeffer, Vitex agnus castus

Im Garten der Zeit ging es weniger um Stauden, Sommerblumen oder Blütengehölze als vielmehr um interessante Perspektiven, Sichtachsen und Spiegelungen, die einen immer wieder neuen und ungewöhnlichen Blick in den Garten, das angrenzende Wäldchen und die umgebende Landschaft boten. Femke van Dams Skulpturen und Installationen wirkten durch das reflektierte Licht transparent und holten den Himmel und das Licht auf den Boden zwischen die Pflanzen.


eine der Spiegelskulpturen von Femke van Dam

Den Abschluss machte schließlich der Garten von Cocky Stottelaar, der uns einen mehr als würdigen Ersatz für den Garten bot, den wir wegen der Trockenheit nicht besuchen konnten. Dicht gefüllte Staudenrabatten mit einem harmonischen Farbverlauf und einer guten Höhenstaffelung und ein sicherer Blick für interessante Wuchsformen und Blattstrukturen zeichneten den Pflanzstil in diesem Garten aus. Das galt nicht nur für die sonnigen Partien dicht am Haus, sondern auch für den ausgedehnten schattigen Bereich weiter hinten im Garten. Die mehr als angenehme Aufenthaltsqualität auf der Terrasse, wo sich die Reisegruppe mit Tee, Kaffee und Gebäck stärken konnte, hatte zur Folge, dass sich die Gruppe nur ungern von diesem Garten trennte.


eine der gut komponierten Staudenrabatten im Garten von Cocky Stottelaar

So bot dieser Tag trotz der etwas ermüdenden Wärme und der Trockenheit ausgesprochen interessante Einblicke in die Gartenkultur unserer Nachbarn.